Buchdrucker (Ips typographus)
Der Buchdrucker gehört zu den Borkenkäfern und ist der häufigste Vertreter der Fichtenborkenkäfer, weshalb er stellvertretend für alle Borkenkäferarten steht, wobei auch Lärche, Tanne und Kiefer Borkenkäfer als Schädlinge haben. Der Buchdrucker ist der Schädling, der mit Abstand für die gräßten Schadensmengen verantwortlich ist. Häufig tritt er in Kombination mit Windwürfen und Schneebrüchen auf sowie mit dem Kupferstecher. Währen der Kupferstecher vor allem schwaches Holz als Substrat nutzt, besiedelt der Buchdrucker die Borke und zerstört mit seinem Fraß die Leitbahnen. Ist der Befall zu stark, stirbt schließlich der gesamte Baum ab. Nach der Überwinterung des Käfers in der Rinde von befallenen Bäumen oder im Boden (Nadelstreu) erfolgt der erste Schwärmflug April bis Mai, im Juli gibt es häufig einen zweiten Schwärmhöhepunkt. Bei sehr warmen Temperaturen und damit günstigen Bedingungen können sich bis zu drei Generationen ausbilden. Befallen werden Fichten ab einem Durchmesser von 20 cm. Aus runden, ca. 3 mm großen Einbohrlöchern wird braunes Bohrmehl ausgestoßen. Beim Abheben der Rinde werden dann ein- bis maximal dreiarmige (= Stimmgabel), längsgerichtete Muttergänge und davon ungefähr rechtwinkelig ausgehende Larvengänge sichtbar. Die große Gefahr des Borkenkäfers liegt vor allem in seinem Vermögen sich auszubreiten und das über Jahre hinweg, so kann eine Massenvermehrung mehrere Jahre andauern und dabei große Waldgebiete vernichten.
Kupferstecher (Pityogenes chalcographus)
Der Kuperstecher ist weniger prominent als der Buchdrucker, nichtsdestotrotz nicht weniger gefährlich. Bevorzugt siedelt er sich in schwachen Holzstücken wie Ästen oder jungen Fichten an. Bei Windwürfen oder Schneebruch wo viel dünnes Holz anfällt ist die Gefahr einer Massenvermehrung besonders groß. Es können alle Stadien des Käfers unter der Rinde im Brutbild überwintern. Die Hauptflugzeit ist die gleiche wie beim Buchdrucker. Der Kupferstecher bildet auch unter günstigen Bedingungen nur zwei Generationen aus. Am meisten gefährdet sind Fichtenstämme im Stangenholzalter, bei hoher Populationsdichte auch Jungfichten in Kulturen. Vorsicht ist auch besonders bei stärkeren, im Bestand verbleibenden Ästen geboten. Zu erkennen ist ein sehr kleines Einbohrloch in dünnrindigen Stamm- und Kronenbereichen, auch von älteren Bäumen, und unterhalb der Rinde ein drei- bis sechsarmiger Sterngang mit einer in der Rinde verborgenen Rammelkammer.
Nonne (Lymantria monacha)
Die Nonne gehört zur Familie der Trägspinner und somit zu den Schmetterlingen. Die Weibchen verfügen über eine Legeröhre, mit deren Hilfe sie ihre Eier an der Rinde ablegen. Ein Gelege kann aus bis zu 50 Eiern bestehen. Die Eier überwintern, die Raupen schlüpfen im Mai des darauffolgenden Jahres und bewegen sich zum Fressen in die Krone. Anfangs werden die jungen Nadeln gefressen, in weiterer Folge auch die Altnadeln. Der Fraß der Nonne ist sehr verschwenderisch, weshalb ein typisches Befallsmerkmal die große Zahl an Nadelresten unter befallenen Bäumen ist. Die Nonne ist in der Lage sowohl Fichten als auch Kiefern durch einen totalen Kahlfraß zum Absterben zu bringen. Bei weniger schwerem Befall gibt es aber große Zuwachsverluste. Außerdem vermindert der Fraß die Vitalität der Fichten, wodurch es zusätzlich noch zu einem Befall durch Borkenkäfer kommen kann.
Fichten-Gespinstblattwespe (Cephalcia abietis)
Gespinstblattwespen gehören zu den Pflanzenwespen und sind mit den echten Wespen nur entfernt verwandt. Aus den Eiern, die direkt an den Nadeln abgelegt werden, schlüpfen die Larven, welche eine Wohnröhre spinnen und dort gemeinsam mit anderen Larven zusammenleben. Auffällig ist die Größe der Gespinste, die sich über mehrere Äste erstrecken kann. Die Larven schädigen die Fichte in dem sie die Nadeln fressen, wobei ältere Nadeln bevorzugt werden. Die erwachsenen Larven graben sich im Boden ein. Durch den Fraß kann es zu Zuwachsverlusten kommen, in manchen Fällen aber auch zu einem totalem Kahlfraß. Außerdem wird die Vitalität der Fichte stark herabgesetzt.
Kleine Fichtenblattwespe (Pristiphora abietina)
Die Fichtenblattwespen gehören ebenfalls zu den Pflanzwespen und legen ihre Eier in angeritzten Nadeln ab. Der befallene Teil der Nadel verfärbt sich, wobei sich die Verfärbung auf die gesamte Nadel ausbreitet und schließlich absterben. Die Larven schlüpfen bereits nach wenigen Tagen und fressen nur die frischen Mainadeln. Als typisches Befallsbild gelten Nadeln, von denen nur kurze Stümpfe übrig bleiben, die sich kräuseln und versengt aussehen. Zu Massenvermehrungen kommt es vor allem in Monokulturaufforstungen, dabei kommt es zu einer erheblichen Beeinträchtigung des Höhenwachstums. Bei mehrjährigem Befall kommt es zu Kronenmißbildungen (Kollerbuschfichten). Außerdem sind diese Fichten geschwächt und somit Angriffsziel anderer Schädlinge
Großer brauner Rüsselkäfer (Hylobius abietis)
Neben den Borkenkäfern gehören die Rüsselkäfer zu den wichtigsten Schadinsekten. Der große braune Rüsselkäfer kann in Nadelholzkulturen große Schäden anrichten. Dadurch kann der Erfolg einer Aufforstung erheblich bedroht werden. Die Flugzeiten dauern von etwa Mitte Mai bis Mitte September an. Als Schädlinge treten nur die erwachsenen Käfer und nicht die Larven auf. Über das ganze Jahr frisst der braune Rüsselkäfer an junger Pflanzenrinde. Das typische Fraßbild sind über den gesamten Stamm verteilte Flecken fehlender Rinde. Diese führt zu einer starken Austrocknung des jungen Baumes und somit zum Absterben. Da der Rüsselkäfer vor allem auf Kahlschlägen schädlich auftritt, wird er auch „Geisel der Kahlschlagwirtschaft“ genannt. Die effektivsten Abwehrmaßnahmen gegen den Befall des großen braunen Rüsselkäfers beginnen bereits vor der Kulturbegründung. In Gebieten in denen das vermehrte Auftreten des Rüsselkäfers bekannt ist, sollte auf Kahlschlag und eine Aufforstung mit Fichte (Kiefer und Lärche werden im Gegensatz zur Tanne ebenfalls befallen) gänzlich verzichtet werden. Wird mit Fichte gepflanzt, dann muss die Schlagruhe von zumindest 3 Jahren eingehalten werden. Zur Überwachung können Fangknüppel und Fangrinde ausgelegt werden, allerdings sind diese Methoden umstritten, da sie ungenaue Ergebnisse liefern. Hat es der Rüsselkäfer geschafft eine Kultur zu erobern, bleiben zur Bekämpfung nur noch chemische Methoden.
Rotfäule (Heterobasidion annosum)
Dieser Pilz kommt an der Fichte vor, aber auch an Kiefer und Douglasie (was unter anderem gegen de Ersatz der Fichte durch die Douglasie spricht). Der Pilz wächst vorwiegend an lebenden Stämmen und zwar über das gesamte Jahr. Befallenes Holz erkennt man daran, dass es nicht mehr fest und rot verfärbt ist. Auf befallenem rotfaulem Holz an Stöcken bilden sich Fruchtkörper, die Sporen aussenden. Die Sporen infizieren frische Baumstümpfe und verbreiten sich über Wurzelkontakt an benachbarte Stämme. Die Infektion erfolgt aber auch über Verletzungen der Wurzeln und Stammanläufen. Schälschäden, aber auch Rückeschäden können deshalb eine Eintrittspforte für die Sporen des Wurzelschwammes sein. Ist der Pilz erst mal im Baum angekommen, befällt das Myzel zunächst den Bast, um sich dann im weiteren Holzkörper auszubreiten. Dabei wächst der Pilz stammaufwärts, was für die wirtschaftliche Verwertung besonders negativ ist, da das Erdbloch der wertvollste Stammabschnitt ist. Das Holz verfärbt sich rotbraun (Rotfäule) und zersetzt sich. Der Wurzelschwamm bildet auch Fruchtkörper aus, aber erst nachdem der Baum abgestorben ist, weshalb ein Befall meist erst bei der Holzernte erkennbar wird. Ein weiteres Symptom für einen Befall ist auch der starke Harzfluss. Besonders gefährdet sind Fichten auf flachgründigen Böden, sowie auf Böden mit hohem pH-Wert und gutem Stickstoffgehalt. Der Wurzelschwamm eine typische Erkrankung von aufgeforsteten Fichtenbeständen, in Norddeutschland spricht man von der Ackersterbe. Besonders stark befallene Bäume brechen in Bodennähe ab. Vor allem in jungen Beständen kann der Befall bestandesbedrohend sein. Er ist der mit Abstand bedeutendste Pilz.
Wildproblematik
Ergänzend sei hier noch die Wildproblematik erwähnt. Seit vielen Jahren tobt die Diskussion zwischen Jägern und Forstleuten über das Thema: Wald oder Wild? Von Natur aus würde die Antwort Wald mit Wild lauten, denn Rehe und Wildschweine sind echte Waldbewohner, der Rothirsch nutzt den Wald zumindest teilweise als Rückzugsgebiet. Wald mit Wild war auch kein Problem zu Zeiten, als die Wilddichten noch natürlich waren: im 19. Jahrhundert lag diese für Reh und Hirsch bei etwa einem Stück Wild pro 100 ha. Mittlerweile ist in den meisten Revieren zumindest die zehnfache Wilddichte vorhanden, in manchen Gebieten sogar die zwanzigfache. Dementsprechend stark zeigt sich dann der (negative) Einfluss des Wildes: Rehe und Hirsche verbeißen die jungen Pflanzen, so dass eine Verjüngung ohne diverse Schutzmechanismen wie Zäune oder Verbisschutzkappen nicht mehr möglich ist, zudem schälen Hirsche die Rinde an Bäumen ab und Rehböcke markieren vor der Brunft an jungen Pflanzen ihr Revier. Die Ursachen für den starken Anstieg der Wildtierpopulationen sind nicht monokausal sondern vielfältig: das Nahrungsangebot durch die Intensivierung der Landwirtschaft hat sich für das Wild stark verbessert und die immer milderen Winter werden auch von schwächeren Stücken überlebt. Eine wichtige Rolle spielt dabei auch die Jagd: vor allem das äußert schädliche Füttern – von den Jägern eifrig verteidigt damit Schäden im Wald verhindert werden – sorgt für hohe Populationen und den damit verbundenen Schäden.
Die Fichte ist einer der wenigen Baumarten, die ungern vom Wild angenommen wird. Die Tanne hingegen sowie die meisten Laubhölzer werden sehr gerne vom Wild verbissen. Stehen aber keine anderen Baumarten zur Verfügung, so verbeißt das Wild auch die Fichte. Speziell auf den Aufforstungen von Kahlschlägen ist ein hoher Verbiss – in manchen Fällen der gesamte Ausfall einer Kultur – zu beobachten: Für Rehe sind Kahlschläge als Äsungsflächen hochattraktiv, den im Falle einer Bedrohung können sie sich rasch wieder ins benachbarte, dunkle Altholz zurückziehen.
Das Thema ist seit Jahrzehnten hochemotional besetzt, es gibt aber Gebiete in denen das Wild erfolgreich reguliert wurde und in denen nun wieder die Verjüngung problemlos heranwachsen kann. Grundlage dafür ist aber ein konsequenter Abschuss des Wildes auf ein erträgliches Ausmaß sowie eine Jägerschaft (und einen Grundbesitzer) die dies auch ohne Wenn und Aber umsetzen. Die Wildproblematik ist also ganz und gar kein Thema der Fichte, für den Waldbesitzer, der seinen Waldbestand in einen Mischwald umwandeln will, kann es aber zentral sein für den Erfolg oder Mißerfolg der Umbaumaßnahmen.