Verkaufen oder behalten?
Manchem neuem Waldbesitzer kommt schnell in den Sinn den neuen Waldbesitz weiterzuverkaufen. Dagegen spricht an sich nichts und es bleibt jedem selbst überlassen, wie er seinen Grundbesitz verwertet. Es sollte aber nicht passieren, dass man seinen Wald aus den falschen Motiven verkauft. Denn allzu oft unterschätzt der unerfahrene Waldbesitzer den Waldpreis. Deshalb sind hier einige der üblichen Klischees aufgeführt die zum Thema Waldbesitz die Runde machen.
Wald ist nichts wert
Natürlich, im Vergleich zu Bauland oder einer Eigentumswohnung hat der Waldpreis einen geringeren Wert. Nichtsdestotrotz ist Wald eine Immobilie, und somit eine sehr sichere Anlageform. Im Vergleich zu anderen Immobilien ist Wald sogar noch sicherer: denn Eigentumswohnungen können verwüstet werden, ebenso wie Wohnhäuser. Doch selbst ein Windwurf in einem Fichtenbestand lässt einen Wald nicht wertlos werden und den Waldpreis nicht auf Null sinken. Denn der Waldpreis setzt sich aus Bodenwert, also dem eigentlichen Grundstückswert und Bestandeswert, also der Menge an vorhandenem Holz zusammen. Durch einen Windwurf etwa verliert der Wald zwar etwas an Wert, er ist aber nicht vollständig entwertet. Gleichzeitig haben Bäume als lebende Organismen den angenehmen Effekt, dass sie ständig wachsen und damit der Wald – neben mehr oder weniger steigenden Grundstückspreisen – wertvoller wird. Dass Wälder keinen Wert besitzen trifft also nicht zu und ist ein Vorurteil.
Mein Wald liegt zu weit weg von meinem Wohnort
Wälder sind dynamisch: Bäume wachsen in die Höhe und werden dicker. Allerdings, Bäume sind langlebig und dementsprechend langsam geht das Wachstum vor sich, selbst ein wüchsiger Baum legt pro Jahr höchstens 2 cm zu. Daraus lässt sich ableiten, dass es ist nicht notwendig ist ständig im Wald vor Ort zu sein und den Bäumen beim Wachstum zuzusehen. Selbst in großen Forstbetrieben kommen die Förster nur ein paar Mal im Jahr ins Revier um nach dem rechten zu sehen. Dasselbe gilt auch für Sie als privater Kleinwaldbesitzer: Wenn Sie zweimal im Jahr für einen Nachmittag Zeit finden ihren Wald zu besuchen, dann reicht dies für gewöhnlich. Falls Sie einen Fichtenwald besitzen und aktuelle Gefahr durch den Borkenkäfer besteht, dann ist es notwendig etwa alle 2 Wochen Begehungen zu machen. Was praktische Arbeiten im Wald angeht wie Holzernte oder das Pflanzen von Bäumen sind dies Tätigkeiten, die maximal einmal im Jahr durchgeführt werden müssen, falls überhaupt.
Ich habe keine Zeit für den Wald
Hier gilt dasselbe wie für den vorigen Punkt: Waldbewirtschaftung ist nicht zeitaufwändig. Gehen wir als Beispiel davon aus, dass sie einen Mischwald haben, der sich gerade im Dickungsstadium befindet, also wo viele junge Bäume eng beieinander stehen, die rasch in die Höhe wachsen: Selbst in so einem dynamischen Bestand reicht es alle 2 bis 3 Jahre einzugreifen und einzelne Bäume zu fällen. In älteren Beständen ist es etwa alle 5 bis 10 Jahre notwendig einzugreifen. Oder wie es in einer alten Bauernregel heißt: Am besten hats die Forstpartie, der Wald wächst ohne sie.
Mir ist die Waldarbeit zu anstrengend
Fällen, keilen, rücken: all das ist körperlich anstrengend und kann Einen an seine Leistungsgrenzen bringen. Auch ist die Arbeit mit der Motorsäge gefährlich und bedarf genug Ausbildung, also zumindest einen Motorsägenkurs, damit man ungefährdet im Wald arbeiten kann. Für wen das nichts ist, der kann diese Tätigkeiten an Profis übergeben. Es gibt eine große Anzahl von forstlichen Dienstleistern, die für Waldbesitzer die Holzernte und andere Pflegemaßnahmen übernehmen. So wie ein Besitzer eines Miethauses die Instandhaltung an Reinigungsunternehmen übergibt, übernimmt die anstrengende Holzernte ein forstlicher Dienstleister.
Wald bringt keine Rendite
Dazu ein Rechenbeispiel: Je nach Lage und Bestand sind Wälder zwischen 0,8 bis 5 Euro pro m2 wert. Das bedeutet das ein Hektar Wald rund 8.000 bis 50.000 Euro wert ist. Gehen wir von einem Waldbestand in ungepflegtem Zustand aus, einem typischen schlechten Standort auf dem nur die Kiefer wächst. Pro Jahr legt die Kiefer etwa 6 Festmeter Holz zu, wobei der Festmeter etwa 60 Euro wert ist, abzüglich der Kosten die für die Holzernte anfallen, die bei etwa 20 Euro pro Festmeter liegen, bleiben pro fm 40 Euro an Erlös über. Bei 6 Fm/Jahr macht das 240 Euro, bei einem Grundstückswert von 8.000 Euro eine jährliche Rendite von 3 %. Das ist vielleicht nicht so lukrativ wie die Renditen, die Ihnen mancher Bankberater für diverse Investmentpapiere verspricht. Trotzdem ist die Rendite wesentlich höher als das, was man durchschnittlich für Sparbucheinlagen bekommt und das für eine extrem sichere Anlageform. Es macht jedenfalls keinen Sinn aus Renditegründen seinen Wald zu veräußern. Auch das ehemalige Adelshäuser und die Kirche zu den größten Waldbesitzern in Mitteleuropa gehören, ist ein Hinweis das man mit der Waldwirtschaft sehr wohl Geld verdienen kann.