Kettenschärfen: Kein Selbstzweck
Mit einer Kettensäge zu arbeiten, die man nur führen muss, da sie von selbst in das Holz zieht und schneidet, ist angenehm und motivierend. Gerade bei der anstrengenden Holzernte ist man dankbar für Werkzeug, das einem die Arbeit erleichtert. Soll das Werkzeug aber gut funktionieren, muss es auch regelmäßig gewartet werden. Dies gilt besonders für die Motorsägenkette. Die Schneidegarnitur, bestehend aus Kettenantriebsrad, Führungsschiene und Sägekette, setzt die Motorleistung in Schnittleistung um. Bei gleichbleibender Motorleistung lässt jedoch die Schneideleistung durch Abnützung oder Verletzung der Schneide nach, und die Kette muss wieder instand gesetzt werden. Beachtet man nur wenige Punkte bei der Instandsetzung, so wird dies einfach erreicht.
Schärfen bedeutet Arbeitssicherheit erhalten
Wer die Kette nicht instand setzt, hat in der Regel eine höhere körperliche Belastung, mehr Materialverschleiß und benötigt für die Arbeit mehr Zeit. Die Unfallverhütung bei der Waldarbeit beginnt nicht erst im Wald, sondern bereits bei der Ketteninstandsetzung zu Hause! Das Schärfen der Schneidezähne ist eine leichte Arbeit, wenn man die Feiltechnik beherrscht.
Vorteile einer optimal instand gesetzten Kette:
- Geringere Unfallgefahr und Ermüdung
- Reduzierung der Rückschlaggefahr und Vibration
- Leistungssteigerung
- Weniger Materialverschleiß und Treibstoffverbrauch
Das Zahndach bildet auch die Zahnlänge. Das Zahndach ist derart gestaltet, dass es von vorne nach hinten niedriger wird. Nur wenn linke und rechte Zahnreihe gleich lang und somit gleich hoch sind, wird auch ein gerader, gleichförmiger Schnitt zu erwarten sein. Weisen die Zahnreihen ungleiche Längen auf, greift die höhere Zahnreihe mehr ins Holz ein. Dies führt zu einem schiefen Schnitt. Die Hauptschneide bildet den vorderen Abschluss des Zahndaches. Hier wird auch der Schneidezahn am meisten beansprucht. Der Schärfwinkel der Hauptschneide beträgt je nach Holzart und Holzzustand zwischen 25 und 35 Grad. Die Nebenschneide ist der Beginn der Zahnbrust und mitverantwortlich für die Spanabtrennung. Der Tiefenbegrenzer bestimmt die Arbeitstiefe. Die Differenz der Höhe zwischen Hauptschneide und Tiefenbegrenzer wird als Span entnommen. Diese Differenz darf nie zu groß sein!
Beim Kauf einer Sägekette haben Sie die Wahl zwischen zwei unterschiedliche Zahnformen:
dem Meißelzahn und dem Halbmeißelzahn.
Der Meißelzahn ist, bedingt durch eine etwas kompliziertere Instandsetzung, eher dem Profibereich vorbehalten. Der Halbmeißelzahn ist sehr einfach zu schärfen und hält auch die Schneide gut. Daher sollte beim Kauf der Kette für Kettensägenanwender, die mit dem Feilen nicht bestens vertraut sind, folgender Grundsatz gelten: Kaufen Sie eine Kette, die keine eckigen Schneidezähne hat!
Das Schärfen der Kette erfolgt mittels Rundfeile, das Schleifen mit einem Schärfautomaten. Die Instandsetzung sollte stets nur durch eine der beiden Varianten erfolgen, eine Vermischung bringt keinen Vorteil, sondern eher Nachteile.
Zum Schärfen der Schneidezähne wird Folgendes benötigt:
- Rundfeile entsprechend der Kettenteilung und Zahnhöhe
- Feilgriff
- Schärfgitter
- Tiefenbegrenzerlehre
- Flachfeile
Um einer Verletzungsgefahr der Finger vorzubeugen, sind Arbeitshandschuhe zu tragen.
Damit ein optimales Ergebnis erreicht wird, sind grundsätzlich die Empfehlungen des Herstellers einzuhalten. Nachfolgend die 7 Teilschritte des Kettenschärfens.
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Überprüfen der Kettenspannung
Die Kette muss so straff gespannt sein, dass sie sich beim Durchziehen mit der Feile nicht rückwärts bewegt.
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Einspannen der Motorsäge
Das Einspannen der Motorsäge kann in einem Schraubstock, Feilbock oder durch Einschneiden in einen Stock oder einen Baumstumpf erfolgen.
3. Beurteilung der Zahnlänge
Alle Schneidezähne sollen optisch ungefähr gleich lang sein. Sind die Schneidezähne ungleich lang, wird auch der Schnitt ungleichförmig.
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Wahl der richtigen Feile entsprechend der Kettenteilung
Die Kettenteilung ergibt sich durch den Abstand der Nieten. Ermittelt wird die Kettenteilung durch das Messen von 11 Nieten. Dabei wird von Nietenmitte zu Nietenmitte gemessen.
Abstand von 11 Nieten in cm | Kettenteilung |
< 7 | ¼ Zoll |
zwischen 8 und 9 | 0,325 Zoll |
zwischen 9 und 10 | 3/8 Zoll |
> 10 | 0,404 Zoll |
Bestimmung der Kettenteilung
Die verwendete Rundfeile soll 1/5 bis 1/10 ihres Durchmessers über das Zahndach ragen. Dadurch wird eine entsprechende Stabilität der Dachschneide und somit der Standzeit erreicht. Die Zahnhöhe ist bei den Kettenteilungen unterschiedlich, deshalb werden je nach Teilung unterschiedliche Feilendurchmesser verwendet:
Kettenteilung / Zoll | Profi | Nichtprofi |
0,404 | 5,5 u. 4,8 mm | 5,5 mm |
3/8 | 5,2 (5,5) u. 4,8 mm | 5,2 mm |
0,325 | 4,8 u. 4,5 mm | 4,8 mm |
3/8 Niedrigprofil | 4,5 u. 4 mm | 4,5 mm |
1/4 | 4,0 u 3,5 (3,2) mm | 4,0 mm |
Kettenteilung und Feilendurchmesser
Die 3/8-Niedrigprofilkette ist vorwiegend auf „Hobbysägen“ und Motorsägen für die Baumpflege zu finden. Ist etwa die Hälfte des Schneidezahnes weggefeilt, kann von der größeren auf die kleinere Rundfeile laut Tabelle gewechselt werden.
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Schärfwinkel der Hauptschneide
Der Schärfwinkel der Hauptschneide beeinflusst die Leistung und Vibration beim Schneiden.
Um den richtigen Winkel zu wählen, haben viele Ketten auf dem Zahndach eine Markierung eingestanzt. Der Schärfwinkel soll nicht weniger als 25 Grad und nicht mehr als 35 Grad betragen. Ein Winkel von 35 Grad wird bei ungefrorenem Weichholz verwendet, für Hartholz und gefrorenes Weichholz wird ein Winkel zwischen 25 und 30 Grad gewählt. Der größere Schärfwinkel ergibt bei nicht gefrorenem Weichholz mehr Leistung. Ein kleinerer Schärfwinkel bringt bei gefrorenem Holz und Hartholz einen ruhigeren Lauf und weniger Vibration. Damit bei jedem Schneidezahn der richtige Winkel erreicht wird, empfiehlt es sich, ein Schärfgitter zu verwenden.
Die Schneidezähne sind mit einer Hartchromschicht überzogen (vergütet). Diese ist wesentlich härter als die Feile und somit muss von der Zahninnenseite zur Zahnaußenseite gefeilt werden.
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Feilführung
Die Rundfeile ist mit beiden Händen zu führen. Beim Halbmeißelzahn erfolgt die Feilführung parallel zum Zahndach. Die Feile muss mit der Hauptschneide „bündig“ sein. Das heißt, zwischen der Rundfeile und der Hauptschneide darf kein Leerraum sein! Beim Meißelzahn hingegen (insbesondere bei der 3/8 Zoll-Kettenteilung) wird die Feile mit 10 Grad von unten nach oben und mit einem um 5 Grad größeren Schärfwinkel, als der Hauptschneidewinkel betragen soll, durchgezogen. Ziel des Bergauffeilens ist, eine möglichst stabile Spitze beim Treffpunkt von Haupt- und Nebenschneide zu erhalten. Feile und Unterarm sollen in einer möglichst geraden Linie geführt werden. Der Daumen am vorderen Feilenende darf nicht obenauf liegen, sondern soll die Feile seitlich in den Schneidezahn drücken.
Beim Feilen gilt folgender Grundsatz: Nie ein Verbindungsglied oder Treibglied anfeilen!
Die Feile mit mäßigem Druck führen! Greift eine Feile nicht mehr, ist sie sofort zu ersetzen.
Der Rechtshänder schärft in der Regel zuerst die rechten Schneidezähne, anschließend durch Wenden der Motorsäge oder Standortwechsel die linken Schneidezähne. Um ein gleichmäßigeres und besseres Ergebnis zu erreichen, sollten die rechten Schneidezähne mit der rechten Hand und die linken Schneidezähne mit der linken Hand gefeilt werden. Die Rundfeile wird beim Feilen unter Ausnützung ihrer gesamten Länge mit mäßigem Druck in den Schneidezahn gedrückt, wobei sie mit dem Zahndach (Hauptschneide) bündig sein muss. Ein Drehen der Feile ist nicht notwendig. Der Zahn ist geschärft, wenn auf der Hauptschneide keine Verletzung der Hartchromschicht mehr sichtbar ist oder ein durchgehender Grat erkennbar ist. Während des Feilvorganges soll auch immer die Nebenschneide beachtet werden, damit kein „Vorhänger“ entsteht. Die optimale Nebenschneide beträgt beim Halbmeißelzahn ca. 5 Grad und beim Meißelzahn 10 – 15 Grad Neigung.
Mögliche Ursachen für das Entstehen von Vorhängern können eine falsche (zu kleine) Feile oder eine zu tiefe Feilenführung sein. Der Nachteil beim Vorhänger ist eine zu dünne Dachschneide. Dadurch ist die Lebensdauer der Schneide wesentlich kürzer. Rückhänger werden durch eine zu große Feile oder übermäßiges Aufwärtsfeilen verursacht, die Dachschneide wird stabiler, aber die Schneideleistung sinkt. Den Grundsatz „Häufig feilen bringt weniger Feilfehler und mehr Leistung“ einhalten.
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Kontrolle der Tiefenbegrenzer
Nach etwa 3 – 5 Mal Schärfen ist der Tiefenbegrenzer des Schneidezahnes mittels einer dafür geeigneten Lehre und Flachfeile zu kontrollieren. Ein zu niedriger Tiefenbegrenzer erhöht die Rückschlaggefahr sowie Vibration und die Kette hakt sich beim Schneiden fest. Je nach Motorsägenstärke, Holzart und Holzzustand soll der Tiefenbegrenzer um ca. 0,6 – 0,8 Millimeter tiefer gesetzt werden. Gefrorenes Holz ist wie Hartholz zu betrachten.
Motorsägenklasse | Weichholz | Hartholz |
Hobbysäge | O,6 mm | 0,5 mm |
Leichte Motorsäge | 0,65 – 0,7 mm | 0,6 mm |
Mittelklasse Motorsäge | 0,75 – 0,8 mm | 0,7 mm |
Schwere Motorsäge | 0,85 – 1 mm | 0,7 – 0,8mm |
Einstellung des Tiefenbegrenzers
Werden die Tiefenbegrenzer waagrecht abgefeilt, sind sie gegebenenfalls abzurunden oder abzuschrägen. Ihre Form im Neuzustand sollte beibehalten werden.