In der guten alten Zeit war bekanntlich alles besser: als noch Pferd und Ochse die Bloche zogen, kannte man den Begriff des Rückeschadens gar nicht. Der gemächliche Tierzug war sowohl für Boden als auch Bestand eine äußerst pflegliche Erntetechnik. Mit dem Einzug von Forstschlepper und Forstraktor wurde die Holzrückung viel produktiver, sie hinterließ im Wald aber auch ihre Spuren anhand von Rindenschäden. Mancherorts nehmen sie mittlerweile ein bedenkliches Ausmaß an: so zeigte ein Studie aus Baden-Württemberg, das auf einem Fünftel aller Bäume Rückeschäden zu finden sind. Mit einer durchdachten Planung und der richtigen Arbeitstechnik lassen sich Rückeschäden zwar nicht gänzlich vermeiden, aber auf ein erträgliches Maß reduzieren.
Bei der Holzernte darf der verbleibende Bestand sowie die Naturverjüngung nicht beeinträchtigt werden. Besonders Rindenverletzungen wirken sich langfristig äußerst negativ aus, da sie eine Eintrittspforte für Pilze darstellen. Bei Durchforstungen sind Rindenverletzungen besonders kritisch: durch die Durchforstung sollen die Z-Bäume von ihren Bedrängern befreit werden und ihr Wachstum gefördert werden. Erleiden Z-Bäume dabei Verletzungen der Rinde, die durch Pilzinfektionen zu Holzschäden führen, war letztlich die gesamte Durchforstung kontraproduktiv. Dasselbe gilt für Eingriffe, bei denen die bestehende Verjüngung durch Auflichten des Kronendachs gefördert werden soll. Wird bei solchen Eingriffen die Verjüngung beschädigt, etwa durch fallende Stämme oder Wurzelverletzungen, dann ist diese Pflegemaßnahme letztlich erfolglos.
Durch vorrausschauende Planung wird die Gefahr von Rückeschäden wesentlich eingeschränkt:
- Vor der Schlägerung sollten Sie den Bestand auszeigen. Bereits bei der Auszeige müssen Sie die Schlagordnung und den Abtransport der Stämme mitplanen.
- Positiv wirkt sich eine gute Feinerschliessung aus: je näher die Schlägerung an einer Rückegasse stattfindet, desto geringer ist die Wahrscheinlichkeit eines Schadens.
- Bei der Schlägerung selbst müssen Sie die Fällordnung einhalten: zu fällende Bäume müssen auf der gefällte Altbestandsbäume auf den Rückegassen oder in Bereichen, wo keine Verjüngung wächst, zu liegen kommen
Entscheidend ist auch die Sortimentierung: kurze Stämme (bis 6 m) sind leichter aus dem Bestand zu transportieren als Langholz. Auch bei idealer Anlage der Rückegassen braucht es viel Geschick des Maschinenführers, um Langholz ohne Schaden zu rücken.
Rückeschäden entstehen aber nicht nur durch den Transport mit Traktor oder Forstschlepper, sondern auch beim Heranziehen der Stämme mittels Seilwinde. Deshalb sollten Sie bei der Seilrückung folgende Grundsätze beachten:
- Auf der gesamten Seilzuggasse dürfen sich keine Hindernisse wie Stöcke oder Felsblöcke befinden. Manche Rückeschäden entstehen, indem das gezogene Holz von einem Hindernis abprallt und auf einen nahestehen Baum einschlägt.
- Je nach Dimension sollte die Seilzuggasse eine Breite zwischen 1 und 1,5 m haben.
- Steuern Sie mit der Funkseilwinde, so begleiten Sie den Stamm während des Seilzugs, dabei müssen Sie aber den Sicherheitsabstand von mindestens 1,5 Stammlängen einhalten.
- Steuern Sie die Seilwinde vom Traktor aus, so müssen Sie vorab sicherstellen, das Sie die gesamte Zugstrecke überblicken.
- In stark geneigtem Gelände soll die Seilzuggasse in Fallline liegen, um ein Abrutschen des Stammes zu verhindern.