Moderne Forstmaschinen werden häufig als Baummörder und mechanische Monster diffamiert. Ist die Kritik billige Polemik oder gerechtfertigt?
Ein Kahlschlag ist ein Bild der Verwüstung. Die frischen Stöcke, die zurückgelassenen Äste und Kronen sowie die Spuren der Rückung haben wenig mit dem harmonischen Bild vom Wald zu tun, das im Bewußtsein der meisten Menschen vorherrscht. Vor allem für Erholungssuchende wirkt eine Nutzung des Waldes wie ein brutaler Eingriff in die Natur. Aber auch im Naturwald gibt es nicht nur Wachstum, sondern auch Zerstörung. Je nach Waldgesellschaft und Bestandesalter sterben Bäume großflächig ab. Insekten, Wind, Schnee, Lawinen, Feuer und Überschwemmungen zerstören laufend Wald, wie bereits mehrmals angesprochen. Im naturnahen Waldbau gibt es die Tendenz, die Ernte an das jeweils vorherrschende Störungsregime anzupassen: In Skandinavien etwa werden großflächige Kahlschläge als naturnah angesehen, weil auch Waldbrände Waldflächen zerstören, die viele Hektar groß sind. In Mitteleuropa kommen großflächige Störungen vor allem im Gebirgswald durch Lawinen und Schneebrüche sowie Stürme vor. In Waldgesellschaften, die von Eiche, Tanne und Buche dominiert werden, sind eher kleinflächige Störungen die Regel. Daher sollten in solchen Wäldern die Eingriffe nicht großflächig gestaltet werden und eher Einzelstämme genutzt werden. Aus ästhetischen Gesichtspunkten lässt sich aber nicht beurteilen, ob der Einsatz von moderner Technik im Wald schonend erfolgt ist oder nicht.
Nutzung oder Waldzerstörung?
Wichtiger als das Aussehen eines Waldes nach einer Schlägerung ist die Frage, ob der Wald in seinen Funktionen gestört wurde. Es geht also darum, ob ein Eingriff negative Folgewirkungen hat, die das Wachstum der aktuellen und der kommenden Baumgeneration erschweren oder gar unmöglich machen. Dabei gibt es drei Fragen, die abzuklären sind:
- Wurde der Boden bei der Nutzung verdichtet?
- Sind die Schäden am verbleibenden Bestand so groß, dass dieser nun instabil ist?
- Wurden bei der Nutzung Betriebsstoffe, wie Hydrauliköl und andere chemische Substanzen freigesetzt, die Boden und Vegetation gefährden?
Wie pfleglich ein Bestand genutzt wird, ist weniger eine Frage, ob moderne Forsttechnik eingesetzt wird, sondern vielmehr, auf welche Art und Weise sie zum Einsatz kommt.
Pfleglich arbeiten
Neben einer vorrausschauenden Arbeitsplanung und geschultem Personal ist es entscheidend, die richtige Forsttechnik einzusetzen, um den Bestand schonend pflegen zu können. Bei Durchforstungen mit Harvestern sollen Modelle eingesetzt werden, welche die richtige Dimension besitzen. Im Stangenholz hat ein Harvester mit 300 PS und einem Harvesterkopf mit einer maximalen Griffweite von 50 cm ebenso wenig zu suchen wie ein Kleinharvester im Altbestand. Auch soll in Steillagen nicht die Einsatzgrenze von Menschen und Maschine ausgetestet werden. Im besten Fall enden solche Risikoeinsätze mit einem schlecht gepflegten Bestand, im schlimmsten Fall mit einem schweren Unfall.
Es liegt am Waldbesitzer selbst, ob die Bestände pfleglich genutzt werden oder nicht. Erfreulicherweise sind die meisten deutschen Staatsforste sowie die österreichischen Bundesforste sehr streng was die schonende Holzernte angeht. So haben diese Großbetriebe eine Reihe von Vorschriften ausgearbeitet, die sowohl vom eigenen als auch vom Fremdpersonal eingehalten werden müssen. Bei privaten Forstbetrieben und auch bei Landwirten gibt es aber leider immer noch zahlreiche schwarze Schafe, wo Kostenreduktion, schlechte Arbeitsplanung oder einfach Unwissenheit bzw. Ignoranz dazu führen, den Wald bei der Holzernte zu schädigen. So sind auf der Videoplattform Youtube zahlreiche Videos zu sehen von Unfällen mit Harvestern und Forwardern, die bei korrekter Arbeitstechnik nicht passiert wären. Am verbreitesten ist dabei, dass Forwarder mit angehängter Last an einer Nassstelle eingesunken sind. Ganz abgesehen von den Schäden an der Maschine, bei starker Feuchtigkeit, etwa nach Regen oder der Schneeschmelze, darf auch entlang der Rückegassen kein Holz transportiert werden. Nassgallen sind überhaupt Stellen, die bei der Planung einer Rückegasse so eingeplant werden müssen, dass die Rückegasse um die Nassgalle herumführt – und nicht mitten durch sie durch.