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Wie gefährlich ist der Asiatische Laubholzbockkäfer?

Der ALB gilt als einer der schädlichsten invasiven Arten für den strenge Quarantäneregeln gelten. Doch ist die Gefahr tatsächlich so groß wie behauptet?

Der Asiatische Laubholzbockkäfer oder Asian Longhorned Beetle (ALB), stammt aus Zentralasien und gelangte über hölzernes Verpackungsmaterial nach Europa. Die Käferweibchen legen ihre Eier an Laubbäume und bevorzugen dabei Ahorn-Arten, Pappeln, Weiden und Obstbäume. Die etwa 5 cm langen Larven brauchen zwei Jahre für ihre Entwicklung. Sie bohren sich ins Holz von Laubbäumen ein und zerstören dieses mit ihren Fraßgängen. Bei starkem Befall unterbricht der Larvenfraß den Wassertransport, so dass Teile der Baumkrone absterben. In die Larvengänge dringen Pilze ein und schädigen den Baum zusätzlich. Derart beschädigte Bäume oder Kronenteile sind in hohem Maße bruchgefährdet.

Der Käfer ist etwa 4 cm lang, schwarz und trägt weiße Punkte auf seinen Flügeldecken. Das Auffallendste an ihm sind seine Fühler, die seine Körperlänge weit überragen und bis zu 10 cm lang sein können. Bereits 1996 wurde der ALB als Einwanderer in Nordamerika entdeckt. Seither verursachte er Millionenschäden an den Baumbeständen in New York und Chicago. Deshalb stufte die EU den Käfer als Quarantäneschädling ein und erließ strenge Vorschriften für Behandlung und Lagerung von Verpackungsholz aus China.

bockkäfer

Trotz seines auffälligen Erscheinungsbildes wird der ALB nur selten gefunden.

Bedrohung oder Hysterie?

Allerdings gibt es bei diesen Kontrollen bisher nur Stichproben, da die Ressourcen der Zollbehörden nicht vorhanden sind sämtliches Verpackungsmaterial aus China zu testen. Solange dieses Verfahren der Stichprobenentnahme weiterhin besteht, ist ein 100%iger Ausschluss der Neueinfuhr vom ALB nicht gegeben. Darum ist eine Ausrottung, d.h. 100%ige Entfernung aus der heimischen Fauna unmöglich. Eine beständige Einschleppung zu befürchten.

Werden ALB nachgewiesen, so kommt es in Bayern zu einer Fällung im Umkreis von 100 m aller Bäume um eine Ausbreitung zu verhindern. Diese Praxis wurde von der Münchner Entomologischen Gesellschaft bereits 2017 in einer Stellungnahme kritisiert.

Bisher konnte durch Einsatz der bisherigen Bekämpfungsmaßnahmen eine vollständige Ausrottung durch großflächige Fällungsmaßnahmen nicht nachgewiesen werden. Dies gilt sowohl für Bayern als auch für Europa wie Nordamerika. Bei Meldungen von Ausrottungen in Einzelfällen in den USA ist nicht immer ersichtlich, in wie weit hier nicht auch andere Maßnahmen zum Einsatz kamen. So bewirkt eine Impfung von Bäumen mit Neonicotinoiden einen Fraßschutz von Insekten für min. 5 Jahre..

Auch wird kritisiert, das bisher nur sehr wenige Käfer tatsächlich gefunden wurden bzw. schwer zu finden sind – obwohl sie über ein durchaus auffälliges Erscheinungsbild verfügen. Die sehr selten nachzuweisenden Käfer belegen, dass es sich hier nicht um ein Massenauftreten handelt und damit auch die derzeitigen Reaktionen mit Kahlschlag in keiner Weise gerechtfertigt sind. So stellt sich die Frage: würde der ALB in Europa ohne die Kenntnisse aus Nordamerika, die Hysterie beladen sind, von der EU-Kommission zu den gefährlichsten eingeschleppten Schädlingengerechnet werden? Häufig scheint der Käfer in Asien nur in Holzplantagen (zur Produktion von Bau- und Palettenholz) zu sein. Darum besteht hierzulande vermutlich nur ein Gefahrenpotenzial in den Monokulturen der Energiewaldplantagen.

ameisenbuntkäfer

Auf Borkenkäferschadflächen sind sogar deren Gegenspieler, die Ameinsenbuntkäfer, leicht zu finden. Müsste der 4 cm große Asiatische Laubholzbockkäfer bei angeblichen Massenvermehrungen nicht erst recht einfach zu finden sein?

Auf die Natur vertrauen

Mit der Vernichtung vermeintlicher Brutbäume des ALB tötet man neben zahlreichen anderen, z.T. streng geschützten Arten auch die potentiellen Gegenspieler. Diese umfassen zahlreiche Tiergruppen von Spechten bis zu spez. Käferparasitoiden, wie Brackwespen, aber auch Pilze und für Käfer pathogene Bakterien und Viren. Da diese sich auf Grund des Kahlschlags nicht etablieren können, sind sie nicht in der Lage eine stabile Population aufzubauen, um massiv gegen den ALB weiterhin vorzugehen.

Ein Beispiel dafür, das eine Bekämpfung von Neozoen nicht immer notwendig ist, ist etwa der Kastanienminierfalter (Cameraria ochridella): Pflanze und Falter stammen aus Südosteuropa, in unseren Breiten sind Gegenspieler aus der mitteleuropäischen Fauna nachgewiesen. Angesichts der ursprünglichen Hysterie beim Auftreten dieses Schädlings – „die bayerische Biergartenkultur geht unter“ – erstaunt, dass die Rosskastanien(weißblühend) nicht gefällt wurden, um der Ausbreitung durch Ausrottung zu begegnen und trotzdem die befürchtete Massenvermehrung ausblieb.

Kahlschlag

Mit der Extremmaßnahme Kahschlag wird auch Lebensraum potentieller Freißfeinde des ALB vernichtet.