Das ist das Ergebnis einer bundesweiten Umfrage unter Forstleuten. Die Forstgewerkschaft sieht sich bestätigt. Eine Pressemitteilung des BDF.
240 Forstleute und Waldbesitzer haben bundesweit auf eine Wasser- und Waldzustandsumfrage des Südwestrundfunks (SWR) geantwortet. Für den Bund Deutscher Forstleute ist besorgniserregend, dass sich bei über 95 Prozent der befragten Forstleute die Wasserversorgung in ihren Wäldern in den letzten zehn Jahren verschlechtert hat. „Das bestätigt den Trend, den wir aus vielen Einzelgesprächen mit unseren KollegInnen hören“, ist Bundesvorsitzender Ulrich Dohle über das Ergebnis nicht verwundert. Die Zahl der von Wassermangel direkt betroffenen Bäume wird von den Befragten von zehn bis einhundert Prozent eingestuft. „Das ist angesichts der enormen Vielfalt der Wälder in Deutschland eine zu erwartende Schwankungsbreite, aber das Gros der Angaben liegt bei deutlichen 30 bis 70 Prozent (!) betroffener Bäume in den Revieren, das ist eine enorm hohe Belastung“, ist Dohle beeindruckt. Für die Forstgewerkschaft liegen die Folgerungen klar auf der Hand: „Die Entwässerung von Wäldern, Wiesen und Äckern muss unterbleiben, es muss mehr Niederschlag versickern können, statt im nächsten Vorfluter zu verschwinden. Noch mehr Humusaufbau im Wald und Bodenpflege sind beim dringend erforderlichen Waldumbau unverzichtbar zu beachten“, fordert Dohle ein Umdenken auf allen Ebenen. „Die Entwässerungspolitik der Wasser- und Bodenverbände muss einem intelligenten Wassermanagement zur Verbesserung der Wasserbilanzen Platz machen.“ Waldbesitzer, die derzeit Pflichtbeiträge zur schädlichen und damit nicht erwünschten Entwässerung ihrer Wälder auch noch bezahlen müssen, seien sofort zu entlasten.
Neben Fichten und Buchen geraten vermehrt Kiefernwälder in Schieflage
Das über 200 Teilnehmer der Umfrage die Fichte als von Wassernot betroffen angibt, überrascht nach den letzten vier Trockenjahren nicht. Auch dass die Buche auf bestimmten Standorten deutlich leidet, ist zwar bekannt, überrascht aber in der Deutlichkeit der Nennungen (178). Den Trend, dass auch die eigentlich als robust empfundene Kiefer immer stärker leidet, bestätigen 40 Prozent der Befragten. Das ist ein Warnsignal, bestehen die Wälder doch zu 23 Prozent aus Kiefern, mit Schwerpunkten in Franken, Hessen, Niedersachsen und vielen ostdeutschen Bundesländern!
Wälder mit Blick auf den Wasserspeicher bewirtschaften
Fast 30 Prozent der Befragten sehen zudem Trocknis in ihren Eichenwäldern. Aber auch Weißtannen, Birken und Douglasien sind betroffen. Die Schäden äußern sich durch direktes Vertrocknen, durch dürre Kronen und durch Schädlingsbefall sehr unterschiedlich. Im Ergebnis ist aber klar, dass die Wasserhaltefähigkeit der Wälder durch Bodenschonung, Humusaufbau und nicht zu starke Auflichtung des Kronendaches verbessert werden muss. Waldböden auf (Kalk)Gestein bei geringer Auflagestärke sind besonders gefährdet, der Boden speichert dort einfach nicht mehr genug Wasser für die heißen Sommer.
Statt Ableitung mehr Wasserhaltung für mehr Grundwasser
Nicht wenige Forstleute und Waldbesitzer weisen in der Umfrage auf die zunehmende Grundwasserentnahme hin und auf das Austrocknen von Quellen und Bächen. Daraus leitet sich für uns als Forstgewerkschaft die Forderung ab, das Entwässern von Wäldern aber auch von Wiesen und Äckern durch tiefe Gräben und Vorfluter zu unterbinden. Niederschläge müssen besser versickern können als das derzeit der Fall ist. Ein Umfrageteilnehmer schildert den Zusammenhang sehr plastisch: In seinem Revier befindet sich ein großes Moor. Durch diesen Wasserspeicher hat er deutlich geringere Trockenschäden als die Nachbarreviere.
Waldumbau forcieren
Der Klimawandel ist im Wald seit einigen Jahren auch für Laien sichtbar angekommen, das ist das Fazit für uns als Bund Deutscher Forstleute. Der Waldumbau zu Laubbaum-reicheren Mischwäldern mit intensivem Humusaufbau muss forciert werden um den Wasserhaushalt zu verbessern. Gleichzeitig dürfen Nutzungseingriffe im Wald nicht so stark sein, dass die schützenden Kronendächer aufgerissen werden. Das alles geht nur mit mehr Forstpersonal auf allen Ebenen.
Wassermanagement statt Entwässerung der Landschaft
Außerhalb der Wälder muss die jahrzehntelange Entwässerungspolitik aufhören und einem intelligenten Wassermanagement Platz machen, welches viel mehr Niederschlagswasser zum Versickern bringt. Der Pflichtbeitrag, den Waldbesitzer jährlich an die Wasser- und Bodenverbände zahlen, mit denen ihre Wälder gegen ihren Willen entwässert werden, ist aufzuheben.
Neue Strategien für den Wald
„Wir Försterinnen und Förster sehen die künftige Entwicklung unserer Wälder mit großer Sorge, in allen Regionen müssen örtlich angepasste Strategien entwickelt werden. Die ökonomische Ausrichtung vieler öffentlicher Forstbetriebe der letzten Jahrzehnte muss einer Strategie der Walderhaltung weichen, damit unsere Wälder gesichert werden können“, fasst der Ulrich Dohle de Sicht des BDF zusammen.
Hintergrund
Der Bund Deutscher Forstleute (BDF) hat die Umfrage des SWR unterstützt und dafür bei seinen Mitgliedern geworben. Bis auf die Stadtstaaten haben sich Forstleute aus allen Bundesländern beteiligt. Besonders viele Meldungen kamen aus Bayern. Zwei Drittel der Beteiligten sind Revierförsterinnen und Revierförster, die die Lage in ihren Wäldern besonders gut beurteilen können, da sie dort fast täglich unterwegs sind. Zwar sind die Umfrageergebnisse nicht repräsentativ, sie zeigen aus Sicht des BDF trotzdem deutlich die Wasserprobleme in den Wäldern auf. Der ARD-Themenschwerpunkt „Unser Wasser“ läuft von März bis September dieses Jahres in verschiedenen Sendeformaten. Er wird begleitet von einer Crowdscience-Aktion bei der Bürger bislang über eintausend trockenfallende oder ausgetrocknete Gewässer gemeldet haben. In Kooperation mit dem Weltfriedensdienst e.V. kann man seinen Wasserfußabdruck berechnen und mit Unterstützung des BDF wurden Forstleute und Waldbesitzer befragt. Fachlich werden die Aktionen von Dr. Hahn, Hydrologe an der Uni Koblenz-Landau betreut.