Im Frühjahr sind die meisten Waldpflanzen am einfachsten zu bestimmen. Sie liefern wertvolle Informationen über Bodenfruchtbarkeit und Bodenzustand.
Der Mai ist der ideale Zeitpunkt um den eigenen Wald besser kennen zu lernen. Dabei sollte man aber nicht nur den Baumbestand betrachten, sondern auch darauf achten, welche Pflanzen blühen. So bekommt man auf einfache Art und Weise wertvolle Informationen über den aktuellen Zustand des Standorts. Klima, Höhenlage und Boden bestimmen den Standort. Die ersten beiden Faktoren sind sehr leicht zu bestimmen. Den Bodenzustand festzustellen ist schon schwieriger. Struktur und Humus geben zwar grob Auskunft über die herrschenden Verhältnisse. Die Bodenpflanzen helfen dabei zu beurteilen, wie es um Nährstoffe und Wasserhaushalt steht. Jede Pflanzenart hat bestimmte Ansprüche, unter denen sie am besten gedeiht. Zeigerpflanzen geben Hinweise auf aktuelle Standorteigenschaften. Sie reagieren sehr empfindlich auf Veränderungen ihrer Lebensbedingungen. Das große Springkraut etwa stirbt rasch ab wenn weniger Bodenwasser verfügbar ist. Mit ihrer Hilfe können Standorteigenschaften wie der Wasserhaushalt und die Nährstoffversorgung angesprochen werden. Manche Pflanzen sind aber auch ein Merkmal, dafür dass sich die Bodenverhältnisse verschlechtern: Die Besenheide wächst auf Böden, die unter Nährstoffverlust leiden.
Kraut oder Zeigerpflanze?
Nicht jede Art dient auch als Zeigerart. Manche Pflanzen sind anspruchslos und wachsen an verschiedensten Standorten. Andere sind sehr anpassungsfähig bei Veränderungen des Standorts. Um aussagekräftig zu sein, müssen Zeigerpflanzen auch in einer gewissen Anzahl vorkommen. Ein einzelner Sanikel reicht nicht aus, um die Nährstoffversorgung als günstig einzustufen. Oft wachsen Zeigerpflanzen in Verbänden von Pflanzen, die die gleichen Standorteigenschaften schätzen bzw. tolerieren.
So wachsen neben dem Schneeglöckchen auch Buschwindröschen und Sanikel. Je mehr Vertreter einer pflanzensozoiologischen Gruppe angetroffen werden, umso konkreter wird die Aussage. Zeigerpflanzen geben jedoch nur Auskunft über den aktuellen Zustand. Als Störungszeiger bezeichnet man Pflanzen, die in einem Gebiet wachsen und auf eine Abweichung der normalen Standorteigenschaften hinweisen. So können auch in einem eigentlich sehr trockenen Gebiet Nässezeiger auftreten. Sollte der Boden durch schwere Forstmaschinen befahren und dadurch verdichtet worden sein, kann das Regenwasser den Oberboden nicht mehr durchdringen. Es kommt zur Staunässe. Der nun plötzlich nasse Standort wird von feuchteliebenden Arten wie der Sumpfdotterblume sbesiedelt.
In manchen Wäldern können Zeigerpflanzen auch gänzlich fehlen. Sollte die Überschirmung durch den Baumbestand derart dicht sein, dass kein Sonnenlicht auf den Boden dringt, fallen sämtliche Bodenpflanzen aus. Beispiele hierfür sind Fichtendickungen oder wüchsige Buchenbestände.
Besonders aussagekräftig werden die Informationen, die uns Zeigerpflanzen liefern, wenn man sie mit den restlichen Standorteigenschaften verbindet. An einem steilen Südhang, der den ganzen Tag über Sonneneinstrahlung erhält und an dem das Grundwasser aufgrund der Steilheit rasch abfließt, wird man etwa keine Feuchtezeiger finden. Verbindet man diese Informationen miteinander, so erhält man bereits ein gutes Bild über die aktuellen Standortbedingungen sowie eine Orientierungshilfe für die Baumartenwahl und die Standortsproduktivität.