Ein Baumartenwechsel ist dringend notwendig. Wir stellen Ihnen die drei interessantesten Baumarten für den Klimawandel vor.
Borkenkäfer, Windwurf, Dürre: Seit Jahren werden Fichtenbestände von biotischen und abiotischen Schadereignissen geplagt. Dementsprechend schlecht hat sich der Preis für Fichtenrundholz entwickelt. Und es ist keine Besserung in Sicht: Experten sagen voraus, dass durch den Klimawandel Fichtenbestände unter 800 m Seehöhe nicht mehr zu bewirtschaften sein werden. Daher ist ein Baumartenwechsel notwendig. Doch welche Holzgewächse kommen mit Trockenphasen zurecht und liefern trotzdem gute Holzqualitäten? Wir stellen ihnen drei Zukunftsbaumarten vor.
Schwarzkiefer (Pinus nigra)
Die Schwarzkiefer hat ihr nördlichstes Verbreitungsgebiet in den österreichischen Alpen. Eigentlich ist sie eine Baumart des Mittelmeerraums, ihre Kältetoleranz erlaubt es ihr aber auch in den heimischen Bergen zu wachsen, sie überlebt Frost bis zu minus 30 Grad Celsius. Als eine typische Pionierbaumart hat sie einen hohen Lichtanspruch und muss bereits in der Jugend freigestellt werden. Sie wächst auf sehr trockenen Standorten, ihr optimales Wachstum erreicht sie auf tiefgründigen Böden, sie ist aber sehr anspruchslos was den Nährstoffhaushalt des Bodens angeht. Bei optimalen Bedingungen ist sie wüchsiger als die heimische Waldkiefer, wobei die Verfügbarkeit von Wasser entscheidender ist als die von Nährstoffen. Das Holz ist etwas weicher und weniger fest als dass der Waldkiefer, außerdem erschwert der hohe Harzgehalt die Holzverarbeitung. Im Mittelmeeraum ist sie eine wichtige Holzart und wird als Bauholz und im Schiffbau verwendet. Ihre Fasern sind auch für die Papierproduktion verwendbar. Die Schwarzkiefer gilt als stabile Baumart, die kaum krankheitsanfällig ist. Derzeit breitet sich das Schwarzkieferntriebsterben. Verursacht wir die Krankheit durch den Pilz Diplodia sapinea nach längeren Trockenperioden. Vermutlich sind Herkünfte aus dem Mittelmeer resistent, da dort der Befall bisher nicht beobachtet wurde. Eine entscheidende Rolle kommt der Schwarzkiefer in waldbrandgefährdeten Gebieten zu, die aktuell von der Waldkiefer dominiert werden wie das Klagenfurter Becken und die Wälder südlich von Wiener Neustadt. Die Schwarzkiefer ist dank ihrer dicken Borke robuster gegenüber Waldbränden, während diese für die Waldkiefer meist tödlich enden. Außerdem ist sie auch resistenter gegenüber Dürren, die benötigte jährliche Niederschlagsmenge liegt bei nur 400 mm.
Baumhasel (Corylus colurna)
Die Baumhasel ist relativ unbekannt, obwohl sie wüchsig ist und wertvolles Holz produziert. Im Zuge des Klimawandels wird sie langfristig auf natürliche Weise in Mitteleuropa einwandern. Derzeit liegt die natürliche Nordgrenze ihres Verbreitungsgebietes am Balkan, außerdem kommt sie in Teilen der Türkei sowie im Nordiran vor. Große Höhen behagen ihr nicht, am häufigsten findet man sie in Höhenlagen zwischen 300 und 800 m, vereinzelt steigt sie auch auf bis zu 1.300 m. Ihre heimische Verwandte, die gemeine Haselnuss (Corylus avellna), kommt in Mitteleuropa nur in Strauchform vor. Die Baumhasel dagegen kann abhängig von der Standortsgüte Höhen zwischen 20 und 30 m erreichen und einen Durchmesser zwischen 50 und 60 cm. Als Park- und Straßenbaum wird die Baumhasel gerne angebaut, da sie anspruchslos ist und sich sehr verträglich gegen Immissionen zeigt. In Mitteleuropa tauchten einzelne Exemplare in Gärten bereits im 17. Jahrhundert auf. Die Baumhasel ist eine sehr anpassungsfähige Art, weshalb sie an vielen Standorten angebaut werden kann. Sie kommt sowohl auf tiefgründigen, nährstoffreichen, frischen bis feuchten Standorte vor, aber auch auf armen, trockenen und skelettreichen Böden. Sie meidet lediglich stark vernässte, extrem trockene oder ganz saure Standorte. Die große Palette an möglichen Standorten macht sie so interessant als Mischbaumart. Positiv ist auch die Laubstreu zu beurteilten, da sie leicht zersetzbar ist und somit zur Bodenverbesserung beiträgt. Ihre Trockenresistenz verdankt die Baumhasel dem Wurzelwerk: Ihre Pfahlwurzel dringt tief in den Boden ein und erschließt auch Böden mit einem hohen Gesteinsanteil. Da sie sehr sturmfest ist, eignet sie sich auf für Aufforstungen an Waldrändern. Im Gegensatz zu anderen Haselnussarten bildet sie keine Wurzelbrut. Dadurch kommt es in der Natur nur zur generativen Vermehrung aus Samen. In ihrem natürlichen Verbreitungsgebiet bildet sie kaum Reinbestände aus. Die Baumhasel eignet sich besonders als Mischbaumart in Eichen- und Buchenmischwäldern. Zumindest in der Jugend ist die Baumhasel tolerant gegenüber Schatten. Sie kann daher auch in kleineren Bestandslücken eingebracht werden. Sie gilt gegenüber abiotischen und biotischen Schädigungen als sehr widerstandsfähig. Die in Mitteleuropa möglichen Temperaturspitzen übersteht die Baumhasel ohne Schäden, und sie leidet auch kaum unter Früh- oder Spätfrösten. Probleme kann es aber geben mit Verbissschäden durch Rehwild. Die Baumhasel ist aufgrund all dieser Eigenschaften eine ideale Ersatzbaumart für standortsfremde Fichtenmonokulturen.
Flaumeiche (Quercus pubescens)
Die Flaumeiche fällt durch ihre knorrige Erscheinung auf. Der Baum wird mit ca. 12 – 20 Metern nicht sehr hoch und bildet vor allem schwache Stämme aus. Die Flaumeiche liebt sonnige, trockene und steile Hanglagen. Sie kann in extremen Lagen auch als großer Busch überleben. Sie braucht viel Licht und überlebt auch wochenlange Dürreperioden. Keine andere mitteleuropäische Baumart hält diese extremen Bedingungen aus. Demzufolge ist der Zuwachs im Flaumeichenwald sehr gering. Ihr Holz ähnelt dem der Stieleiche, ist aber schwerer, dauerhafter und weniger elastisch. Es wird zum Möbelbau und als Bauholz verwendet. Flaumeichenwälder werden oft als Niederwald zur Brennholzgewinnung bewirtschaftet. Die Eicheln dienen als Schweinefutter. Insgesamt ist ihr wirtschaftlicher Wert gering, warum sie derzeit keine echte forstliche Bedeutung hat. Das wird sich aber mit dem Forstschreiten des Klimawandels ändern: Die Flaumeiche wird daher eine Baumart für spezielle Zwecke sein. So kann sie auf landwirtschaftlichen Flächen zur Beschattung eingesetzt werden (Agroforstwirtschaft) sowie Hauptbaumart in Erosionsschutzwäldern und als Mischbaumart in Waldbrandgebieten. Ihre Fähigkeit nach Waldbränden auszuschlagen ist ein Grund warum die Flaumeiche in waldbrandgefährdeten Gebieten gefördert werden sollte bzw. wohl auch auf natürlichem Weg an Dominanz gewinnen wird. Im Niederwaldbetrieb kann sie auch zur Produktion von Brennholz verwendet werden. Kurzum: überall wo die Trockenheit kaum mehr eine land- oder forstwirtschaftliche Nutzung erlaubt bietet die Flaumeiche eine Alternative an.
Und die Douglasie?
Die Douglasie galt lange Zeit als Hoffnungsträger Nummer eins im Waldbau, bedingt vor allem durch ihr beeindruckendes Wachstum. In montanen Fichtenmonokulturen, in denen Mischbaumarten etabliert werden sollen, kann sie aufgrund ihrer Schattentoleranz und ihrer Wüchsigkeit tatsächlich gute Dienst leisten. Als Ersatzbaumart für Fichtenmonokulturen in Tieflagen kommt sie aber aus zwei Gründen nicht in Frage: Die Douglasie verträgt Trockenheit zwar besser als die Fichte, ist aber keine Baumart die resistent ist gegenüber Dürre. Noch kritischer ist ihre große Anfälligkeit gegenüber Spätfrösten, die auch weiterhin auftreten werden.