Traktionshilfswinden unterstützen den Radantrieb von Forstmaschinen am Hang und verhindern dadurch Bodenschäden. Das macht den Maschineneinsatz im Steilgelände wirtschaftlicher. Dafür müssen aber die Einsatzgrenzen erkennt und beachtet werden.
Lange Zeit galt als Faustregel, das Forwarder und andere Forstmaschinen maximal auf Hängen mit 35 % Neigung einsetzbar sind. Traktionsseilwinden machen es aber möglich, das sich Harvester und Forwarder auch auf Steilhängen bewegen. Bereits im Jahr 2004 kamen die ersten Traktionsseilwinden auf den Markt. Die Idee war, Forstmaschinen eine Unterstützung bei der Holzernte im Steilhang zu liefern. Mittels der Seilwinde soll der Radschlupf (deshalb auch die Bezeichnung Traktionsseilwinde) verringert werden. Der Forstmaschine soll mehr Stabilität gegeben und gleichzeitig sollen Bodenschäden verhindert werden.
Die Traktionsseilwinden bringen aber noch andere Vorteile mit sich: Dem Maschinenführer ist es dank der Kraft der Seilwinde auch möglich bergauf zu fahren. Dadurch ist der Forwarder nach der Entladung der Bloche schneller wieder einsetzbar. Durch die Bergauffahrt erspart man sich lange Fahrten über Forststrassen zurück zum oberen Ende der Rückegasse. Das sind Fahrten, die Treibstoff und Zeit kosten, Emissionen generieren, Straßen beschädigen – und letztlich auch die Holzerntekosten in die Höhe schrauben. Beim Harvestereinsatz wiederum erhöht die Seilwinde die Standsicherheit in kritischen Momenten. Während der Forwarder die Last meist nur wenige Meter neben sich aufnehmen kann, muss der Harvester die Reichweite seines Krans zur Gänze ausnutzen. Ein Baum der mehre Tonnen wiegt, ein Kranarm, der auf 10 m ausgefahren ist und eine Hangneigung von 50 %: es braucht nicht viel Fantasie um sich vorzustellen, dass der Harvester in so einer Situation Gefahr läuft zu kippen. Dank der Traktionseilwinde verringert sich das Risiko aber erheblich.
Einfaches Prinzip gut umgesetzt
Das Grundprinzip der Traktionshilfswinde ist einfach: Man verlagert einen Teil der Vortriebsleistung von den Rädern auf das an einem Ankerbaum befestigte Seil. Der Seilzug entlastet somit den Radantrieb und unterstützt beim Bergabfahren die Bremsung. Damit dies technisch umsetzbar war, war einiges an Entwicklungsarbeit notwendig. Denn die Geschwindigkeiten des Radantriebs und des Windenzugs müssen präzise aufeinander abgestimmt sein, damit das Zugseil konstant gespannt bleibt. Ändern sich Gefälle, Bodenbeschaffenheit oder Maschinengewicht (bei der Forstmaschine), muss der Fahrer die Zugkraft über eine Funkfernsteuerung neu einstellen. Möglich sind stufenlose Einstellungen, wobei sich die aktuelle Zugkraft auf einer Anzeige in der Führerkabine der Maschine ablesen lässt. Die stufenlose Einstellung bewährt sich vor allem bei Böschungen und bei der Arbeit mit dem Rückezug, bei der sich die Hangabtriebskraft mit zunehmender Ladung erhöht. Als höchste Zugkraft kann man 10 t einstellen. Bei Bergabfahrten kommt die Maschine meist mit 2 t Windenkraft aus, bei Bergauffahrten in der Regel mit 5 bis 6 t.
Kein Abseilen mit der Traktionswinde
Trotz des Arbeitskomforts und trotz der Sicherheitsvorteile des Systems darf die Seilwinde als Hilfswinde, nicht aber als Sicherheitswinde verwendet werden: Das System unterstützt nur den Hangauftrieb bei der Fahrt am Hang und darf nur dort eingesetzt werden, wo die Forstmaschine selbstständig ohne Seilunterstützung steht. Traktionshilfswinden dürften nicht dazu verleiten, mit schweren Maschinen in besonders schwieriges Gelände vorzudringen. Vielmehr solle man mit der Traktionshilfswinde dort arbeiten, wo man deren Stärken am besten nutzen kann. Dies sind in der Regel Hänge mit 40 bis 70% Neigung, die mit 150 bis 280 m langen Rückegassen erschlossen sind. Für solche Bedingungen gibt es kaum effizientere Erntesysteme, denn solche Bestände lassen sich mit konventionellen Maschinen nicht befahren, Das Rücken mit Forstschlepper und Rückeseil ist meist sehr aufwendig und teuer. Auch der Aufbau einer mobilen Seilkrananlage würde sich aufgrund der kurzen Trassen kaum lohnen. Wichtig für die Arbeit mit der Traktionshilfswinde ist eine Rückegasse als Dauererschliessung. Denn die Belastung am Hang ist für den Oberboden noch größer als in flachen Gebieten, daher verbietet sich ein flächiges Befahren des Hanges. Deshalb ist vor dem Maschineneinsatz eine Rückegasse anzulegen, die möglichst über Jahrzehnte genutzt werden kann. Außerdem sind alle Maßnahmen der Bodenschonung einzuhalten: die Rückegasse muss mit reichlich Reisig ausgelegt und die Reifen der Forstmaschinen mit Boogiebändern bestückt werden.
Seilkran war gestern?
Als eine echte Konkurrenz zu Seilkränen sehen aber nicht mal die Hersteller ihre Traktionsseilwinden. Denn oberhalb von 70 % Hanggneigung ist auch für Traktionsseilwinden Schluss – da hilft dann nur noch der Einsatz eines Seilkrans. Trotzdem sind die Hilfswinden aber eine wertvolle Weiterentwicklung in der Forsttechnik: denn ob Waldbauer oder Forstbetriebe, ob der hohen Kosten die eine Seilkrannutzung mit sich bringt sind viele Jungbestände ohne Durchforstung geblieben. Bei Durchmessern unter 25 cm kann kaum ein positiver Deckungsbeitrag erzielt werden. Gerade aber in Stangenholzbeständen sind Harvester und Forwarder unschlagbar effizient – und können dank Traktionsseilwinden nun auch in Steilhängen ihre Stärken ausspielen.