Fräsen und Pflügen verbessert das Keimbeet im Wald. Damit ist aber auch viel Aufwand verbunden. Lesen Sie hier wann es sinnvoll ist den Waldboden zu bearbeiten. Foto: Fa. Reinmutt Jassmann, Landschaftspflege und Waldbau.
Bevor man sät oder pflanzt, sollte man sich die Fläche, auf der die Verjüngung etabliert werden soll, noch genau anschauen. Handelt es sich um eine Ackerfläche, die aufzuforsten ist, so fällt die Überprüfung leicht. Liegt die Verjüngungsfläche mitten in einem Bestand, ist der Aufwand natürlich größer. Vorab ist aber die Verjüngungsfläche zu überprüfen, ob Verjüngungshindernisse vorliegen.
Bodenzustand: Wie ist es um die Struktur des Bodens bestellt? Ist der Boden krümelig und reich an Regenwürmern oder ist der Boden sehr verdichtet, so dass junge Bäume Probleme haben könnten bei der Durchwurzelung? Bei sehr dichten Böden ist es notwendig, den Boden mechanisch zu bearbeiten.
Rohhumus: Der Rohhumus besteht aus verfilztem, abgestorbenem organischen Material, dass sich nur langsam zersetzt. Rohhumus kann derart dicht sein, das Samen auf ihm liegen bleiben und an der Keimung behindert werden, weil die Wurzel des Keimlings keinen Bodenkontakt herstellen kann.
Konkurrenzvegetation: Gräser, Heidekraut und Hochstauden stellen für junge Bäume eine ernstzunehmende Konkurrenz dar. Vor allem auf Freiflächen, also auf Kahlschlägen oder auf aufzuforstenden Ackerflächen, verbreiten sich Konkurrenzpflanzen rasch. Der Verjüngungszeitraum wird durch solche Konkurrenzpflanzen verlängert, in manchen Fällen kann es sogar möglich sein, dass die Verjüngung gänzlich behindert wird durch Gräser und Hochstauden.
Schlagabraum und Hiebsreste: Die Überreste einer Schlägerung, also starke Kronenäste, Reisig (Holz unter 7 cm Durchmesser) und Rinde, können einen negativen Einfluss auf die Verjüngung haben, und zwar dann, wenn sie in einem so hohen Ausmaß vorkommen, dass die Fläche nur schwer oder gar nicht begehbar ist. Wird ein Kahlschlag wieder aufgeforstet, so sollte der Schlagabraum zum Großteil entfernt werden. Früher wurden Hiebsreste konsequent entfernt, oft auch verbrannt. Das Verbrennen des Schlagabraums birgt aber die Gefahr des Nährstoffaustrags: in Reisig und Rinde befinden sich wertvolle Nährstoffe. Wird das Reisig verbrannt, so kann die Asche durch den Wind vom Bestand ausgetragen werden. Daher belässt man heutzutage zumindest den Reisig, da er auch positive Effekte hat: Nach etwa 5 – 10 Jahren sind die dünnen Äste verrottet und liefern wertvolle Nährstoffe für die kommende Baumgeneration. Zwischen dem Reisig keimen wildgeschützt vor allem Pionierbaumarten wie Birke oder Salweide.
Was die Bodenbearbeitung bewirkt
Bereits seit dem 14. Jahrhundert sind Maßnahmen zur Bodenbearbeitung bekannt, welche die Verjüngung fördern sollen. Durch die Bodenbearbeitung sollen folgende Ziele erreicht werden:
- Beseitigung von Bodenverdichtungen
- Förderung der Naturverjüngung
- Ermöglichung von Saaten
- Verbesserung der Anwuchsbedingungen bei Saaten
Die Bodenbearbeitungsmaßnahmen sind aber nicht obligatorisch bei jeder Verjüngungsmaßnahme zu setzen. Sind aber Verjüngungshemmnisse bekannt, wie Rohhumus oder Bodenverdichtung, verbessert die Bodenbearbeitung wesentlich den Erfolg der Verjüngung. Mit Bodenbearbeitungen kann der Oberboden verwundet, die Bodenschichten umgelagert und Verdichtungen beseitigt werden. Dabei ist aber maßvoll vorzugehen, denn intensive Bodenbearbeitungen können auch negative Auswirkungen haben, da für diese Arbeiten Forsttraktoren notwendig sind und das flächige Befahren des Waldbodens negative Effekte haben kann. Durch die Bodenbearbeitung verbessern sich die Bodenstruktur, die Nährstoffversorgung sowie der Wärme- und Wasserhaushalt.
Verbesserung der Bodenstruktur: Auf sandigen, nährstoffarmen Waldstandorten können sich Ortsteinschichten bilden, welche die Durchwurzelbarkeit des Bodens behindern und somit negativ für das Pflanzenwachstum sind. Durch tiefes Pflüggen können diese Erdschichten aufgebrochen werden. Ehemalige landwirtschafliche Böden haben an ihrer Oberfläche (Kontaktstelle zur Atmosphäre) eine wasserstauende und schwer durchwurzelbare Verschmierschicht. Ein Vollumbruch ist bei solchen Verhältnissen hilfreich, insbesondere um dem „Ackersterben“ von Nadelholzaufforstungen zuvor zu kommen. Je schwerer der Boden ist, desto negativer kann sich aber eine Bodenbearbeitung mit schweren Maschinen auswirken. Dies trifft besonders auf schwere, dichte Böden wie Pseudogleye zu. Pseudogleye sind Böden, die durch menschliche Eingriffe (Viehtritt, Maschineneinsatz) stark verdichtet sind. Bei derart dichten Böden ist der Anbau von Baumarten mit starken Wurzelsystemen wie Erle oder Eiche ratsamer als eine reine Bodenbearbeitung.
Verbesserung des Nährstoffhaushaltes: Die Bodenbearbeitung führt zu einer Aktivierung des Bodenlebens. Vor allem Rohhumusflächen reagieren positiv darauf: die dicken Polster an totem organischem Material werden dann rasch abgebaut. Auf Kahlschlägen, wo die Erosion durch Regen und Wind stark wirkt, besteht allerdings die Gefahr des Nährstoffaustrags, auch deshalb, weil junge Bäume selten in der Lage sind, die Gesamtmenge der im Rohhumus gespeicherten Rohstoffe rasch aufzunehmen. Bei Verjüngungen unter Schirm gibt es dieses Problem aber nicht. Auf Kahlschlägen mit Rohhumusauflagen empfiehlt sich daher, nur stellenweise den Boden zu verwunden und an diesen Stellen zu pflanzen bzw. zu säen.
Verbesserung des Wasserhaushaltes: Auf feuchten Flächen führt neben der Bodenbearbeitung auch die richtige Baumartenwahl zum Erfolg. Vor allem Fichten reagieren sehr negativ auf Staunässe, Arten des Auwaldes wie Erle, Pappel und Weide sind dagegen toleranter. Eine Möglichkeit ist daher ein Vorwald bestehend aus Erlen und anderen Auarten, um den Boden auszupumpen, und nach einigen Jahren erst Nadelholz zu pflanzen. Drainagen sind natürlich auch eine Möglichkeit der Entwässerung, allerdings ist diese Maßnahme sehr arbeitsintensiv und teuer.
Aufbau eines Anbau-Scheibenpfluges.
Pflügen, eggen oder abbrennen
Für die Bodenbearbeitung gibt es verschiedene Möglichkeiten. Welche am besten geeignet ist, hängt ab von der Größe der Verjüngungsfläche, dem Grad der Bodenverdichtung, der Tragfähigkeit des Oberbodens und den Baumarten, die gepflanzt werden sollen. Tanne und Eiche verfügen über starke Wurzelsysteme, die auch dichtere Böden erschließen können, während die Fichte gut durchlüftete und lockere Böden für ihr Wachstum benötigt.
Freilegen des Mineralbodens mittels Forststreifenpflug: Die oberste Bodenschickt wird durch den Pflug durchbrochen, das Bodenmaterial rechts und links neben dem freigelegten Mineralboden abgelagert. Der Streifenpflug ist ein Anbaugerät für Traktoren. Vor allem auf sandigen und mittelschweren Böden hat diese Bodenbearbeitung Bedeutung. Diese Bodenmanipulation ist äußerst schonend für den Humus. Möglich ist auch der Pferdezug.
Auflockerung und Durchmischung des Oberbodens mittels Grubber: Für die Einarbeitung herabgefallener Samen kann der Oberboden durchmischt werden. Die Grubberzinken reißen dabei den Oberboden auf und es kommt zu einer Durchmischung von Auflageschicht und Mineralboden. Wurden auf der Fläche Hiebsreste verbrannt, dient diese Methode auch dazu, einem Nährstoffverlust vorzubeugen und die durch das Feuer freigesetzten Nährstoffe direkt in den Boden einzuarbeiten. Eine mehrmalige kreuzweise Bearbeitung ist auf den meisten Flächen notwendig, um eine gänzliche Durchmischung zu gewährleisten. Alternativ zum Grubber sind auch Scheibenegge als Anbau an den Traktor möglich, diese Methode ist aber nicht unter Schirm möglich, da es zwangsläufig zu Wurzelverletzungen kommt. Fräsen sorgen für eine Zerschlagung des Auflagehumus und der oft sehr dichten Bodenvegetation. Durch die Bauart der meisten Fräsen wird die Arbeit streifenweise durchgeführt und dient als Vorbereitung von Naturverjüngung und Pflanzung. Die Fräse sollte allerdings nur eingesetzt werden, wenn Bodenvegetation und/oder der Auflagehumus derart dicht ist, dass dadurch das Wachstum der Jungbäume offensichtlich behindert wird.
Abbrennen: Das Abbrennen der Verjüngungsfläche ist eine sehr effiziente Methode ist, um dichten Auflagehumus sowie Hiebsreste zu verarbeiten und die darin gespeicherten Nährstoffe freizusetzen. Um einen Nährstoffaustrag zu vermeiden, ist es aber unbedingt notwendig, die Asche mit dem Oberboden zu durchmischen. Außerdem ist bei den zuständigen Forstbehörden und Feuerwehren um Erlaubnis für diese Maßnahme nachzufragen. In trockenen Sommermonaten verbietet sich diese Methode natürlich, da die Gefahr von Waldbränden zu hoch ist. Auch auf Steilflächen kommt diese Methode nicht in Frage, da hier nicht nur der Wind, sondern auch Schwerkraft und Regenwasser für die Austragung der Nährstoffe sorgen und eine maschinelle Bodenbearbeitung nur schwer realisierbar ist.