Während Forstleute begeistert sind vom Zuwachspotential der Roteiche sehen Naturschützer in dem Exoten eine Bedrohung für die Biodiversität. Fotos: BDF
Mit der Roteiche als Baum des Jahres 2025 provoziert das Kuratorium Baum des Jahres aus Sicht des Bundes Deutscher Forstleute (BDF) eine polarisierende Diskussion. „Naturschützer werden die Roteiche wegen ihrer schlechten ökologischen Eigenschaften scharf kritisieren. Forstbetriebe sehen ihr Zuwachspotential und die Stresserträgnis im Klimawandel auf den nicht so gut nährstoffversorgten Böden. Die Holzwirtschaft wird ihre Holzqualität und die Verwertungs-möglichkeiten loben.“ ist sich Bundesvorsitzender Dirk Schäfer sicher. „Dabei nimmt die Roteiche bisher nur geringe Waldfläche ein.“ Nach der gerade veröffentlichten Bundeswaldinventur nehmen die acht Gastbaumarten aus Nordamerika (und Japan) zusammen lediglich fünf Prozent der Waldfläche ein.
Für den BDF ist die lichtbedürftige Roteiche eine durchaus interessante Baumart, gerade mit Blick auf den Klimawandel und die Wiederbewaldung der vielen Kalamitätsflächen. Die Vor- und Nachteile müssten jedoch genauer abgewogen werden. „Wir sehen die Herausforderung, die Roteiche sinnvoll in Mischwaldstrukturen zusammen mit heimischen Baumarten zu integrieren.“ So der Bundesvorsitzende Schäfer. „Es geht darum, ihre ökologischen Risiken genauer auszuleuchten und Chancen für CO2-Speicherung und Holzzuwachs zu erkennen. Zuträgliche Lösungen zu finden, dafür ist das kommende Jahr eine gute Gelegenheit.“

Chancen und Risiken sehr unterschiedlich bewertet
- Die Schweizer Waldforschungsanstalt (WSL) weist in einem Beitrag darauf hin, dass die Artenvielfalt der Bodenvegetation geringer sei, als bei heimischen Baumarten und dass die Lebensgemeinschaften in der Baumkrone deutlich geringer sind als bei der heimischen Stieleiche. Die Unterschiede seien in Mischbeständen nicht so ausgeprägt. Für holzbewohnende Käfer sei die Roteiche jedoch ähnlich attraktiv wie hiesige Eichenarten. (Quelle: Steffen Boch, WSL, 2021) Ein weiterer Beitrag der WSL bezeichnet die Roteiche als „wüchsig und attraktiv“. (Quelle: Ruhm, 2013 zitiert aus Waldwissen.net)
- Die Forstliche Versuchsanstalt Baden-Württemberg bewertet im Jahr 2003 die Möglichkeiten der raschwüchsigen Lichtbaumart als positiv. Die ökologischen Auswirkungen und Risiken seien gering. (Quelle: Seidel/Kenk, AFZ 1/2003 S.28-31, zitiert aus Waldwissen.net)
- Die Bayerische Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft berichtet 2003, dass der Besatz an Gliederfüßlern an Roteichen geringer ist und rät von einem Anbau in Reinbeständen und in Nadelwaldbeständen ab. Für die Zukunft seien jedoch weitere Anpassungen der heimischen Fauna zu erwarten. (Quelle: Goßner, LWF aktuell Nr. 45; zitiert aus Waldwissen.net)
- Der Landesbetrieb Wald und Holz NRW weist auf die guten Wuchseigenschaften und interessanten Holzverwertungsmöglichkeiten hin. Die Roteiche sei ökologisch gut in naturnahe Waldökosysteme einzelweise oder als Gruppe zu integrieren. Selbst der Hirschkäfer sei in der Lage alte Roteichenwurzeln zu besiedeln. (Quelle: Burkhardt, 2018 zitiert aus Waldwissen.net)
