Ursprünglich galt der Harwarder als Hoffnungsträger in der Forsttechnik. Doch das Interesse bei Forstunternehmern und Herstellern blieb aus. Und dafür gibt es gute Gründe. Anfang der 2000er Jahre galt er noch als die größte Innovation in der Forsttechnik: der Harwarder. Die Kombination aus Harvester und Forwarder brachte große Begeisterung innerhalb der Branche und allgemein galt die Überzeugung, dass man in wenigen Jahren nur noch die Kombimaschinen im Wald sehen wird. Knapp 15 Jahre später sind aber immer noch Harvester und Forwarder reichlich im Wald vorhanden, der Harwarder wurde hingegen zu einer Rarität: ob Komatsu, Timberjack oder ECO LOG , keiner der großen Hersteller hat aktuell eine Maschine im Sortiment. Lediglich Ponsee hat zwei Forwarder im Programm (Buffalo DUAL und Wisent DUAL) die auch mit einem Harvesterkopf bestückt werden können. Aber auch beim finnischen Forstmaschinenproduzenten verweist man strikt darauf das es sich bei beiden Modellen um keinen Harwarder handelt. Woran liegt es, dass sich diese innovative Idee in der Praxis nicht durchsetzen konnte?
Mangelnde Praxistauglichkeit?
Anstatt zwei Maschinen eine zu verwenden wirkt auf den ersten Blick als gute Idee. Aber ist die Idee auch praxistauglich? Ein großer Nachteil des Harwarders ist, dass er wirtschaftlich nur Sinn macht wenn das Holz vom Aggregat direkt in den Rungenkorb abgelegt wird. Anders als in den sehr gleichförmigen skandinavischen Wäldern wird in Mitteleuropa beim Hieb mehrere Sortimente ausgehalten. Diese Sortimente werden getrennt in Poltern an der Forststraße abgelegt und getrennt gerückt.
Ganz aufgeben wollte das Thema Harwarder Komatsu nicht. 2014 wurde mit dem X19 ein Prototyp vorgestellt. Mit 19 t Ladekapazität war die Forstmaschine auf den Einsatz in der Endnutzung, sprich für den Kahlschlagbetrieb, optimiert. Basis war der größte Komatsu-Forwarder 895. Wie bei Harwardern üblich, besaß die Maschine eine dreh- und tiltbare Kabinen-Kran-Einheit und einen ebenfalls dreh- und tiltbaren Rungenkorb. Als Aggregat diente beim X19 das Kombiaggregat 330 Duo, welche das Holz ernten und die Holzabschnitte mit den integrierten Zangen auch verladen kann. Die Testfahrer bemängelten aber gerade das Aggregat als den Schwachpunkt der Maschine: das Entladen der Maschine dauerte mit dem Greifer zu lange, vor allem weil der Greifer zu wenige Stämme packte. Über den Prototyp kam der X19 auch nicht hinaus, die Maschine wurde nie am Markt angeboten.
Bei der Elima Wood 2013 war der schwedische Erfinder Christer Lennartson noch optimistisch was die Marktreife seines Harwarders „the beauty“ anbelangte. Den Vorteil seiner Maschine sah er darin, dass auf seiner Maschine je nach Bedarf das passende Aggregat einsetzbar war. Für das Abladen, ein wesentlicher Schwachpunkt bei bisherigen Harwardermodellen, wurde das Aggregat zum Fällen mit dem zum Entladen gewechselt: mittels Schnellwechselsystems konnte innerhalb von Sekunden die Aggregate getauscht werden. Aber allem Optimismus zum Trotz konnte sich auch diese Maschine nicht am Markt durchsetzen, bereits bei der Elmia Wood 2017 gehörte sie nicht mehr zu den Ausstellungsobjekten.
Problemfeld duales System
So vernünftig es klingt, einen Harvester mit einem Forwarder zu kombinieren, so schwierig ist dann die Umsetzung in der Praxis. Sowohl der Einsatz als auch die Konstruktion beider Maschinentypen unterscheiden sich maßgeblich, weshalb eine Kombination aus maschinenbaulicher Sicht eine Herausforderung darstellt. Eine Maschinenkonstruktion wird nicht beiden Funktionen gerecht. Ein Forwarder benötigt keinen sehr starken Kran, weil das Holz nahe an der Maschine liegt. Forwarder haben tendenziell Kräne mit geringerer Hubkraft und auch geringerem Gewicht. Auch die Leergewichte von Forwardern sind tendenziell geringer als die von Harvestern, schließlich soll der Forwarder viel Nutzlast transportieren können. Harvester sollen weit greifen können, entsprechend benötigt der Kran viel Hubkraft und auch die Maschine muss schwerer sein, um bei weiter Auslage noch sicher zu stehen. Es sind diese Widersprüche, die es technisch schwierig machen eine optimale Kombinationsmaschine zu konstruieren. Oder anders formuliert: mit dem Harwarder hat man einen schlechten Forwarder mit einem schlechten Harvester kombiniert.
Fehlendes Zielpublikum
Verschiedene Institutionen haben auch die Produktivität überprüft. Diese ergaben, dass die idealen Einsatzgebiete für Kombimaschinen in kleineren Waldflächen mit geringen Eingriffsstärken (unter 100 fm) und kurzen Rückedistanzen liegen. Harwarder würden demnach am ehesten für Waldwirtschaftsgemeinschaften und kleinere Forstbetriebe in Frage kommen, doch die hohen Preise überschreiten die Investitionsmöglichkeiten der meisten potentiellen Kunden.
Für Forstunternehmer sind Harwarder ohnehin keine Alternative. Gerade bei Forstunternehmern, die oft unter großem Zeitdruck arbeiten, ist der Harwarder unterlegen aus dem einfachen Grund, dass er nur eine Maschine ist: wenn er rückt kann er nicht fällen und umgekehrt. Daraus lässt sich dann auch erklären, dass derzeit in der Schweiz und in Österreich kein Forstunternehmer einen Harwarder betreibt.