Der Klimawandel bedeutet für viele Waldbesitzer enorme Herausforderungen. Weder kapitulieren noch ignorieren ist zielführend, vielmehr muss man sich dem Wandel mit einer angepaßten Waldwirtschaft stellen.
Wald steht im ständigen Wandel: Bäume sterben ab und ermöglichen durch die freiwerdenden Ressourcen an Licht, Wasser und Nährstoffe das Wachstum anderer Pflanzen, von Gräsern bis zu Jungbäumen. Seit dem Ende der letzten Eiszeit veränderte sich der Wald ständig, waren es anfangs Kiefern und Haseln die die ersten Wälder bildeten, wanderten ständig neue Arten ein bis schließlich Buche (und in den Mittelgebirgen die Tanne) ihre Dominanz ausbreiten. Dann trat schließlich vor etwa 2.000 Jahren der Mensch auf und veränderte die Wälder erneut, indem er Biomasse in Form von Holz und Ästen aus dem Wald entfernte.
Mit dem Klimawandel tritt aber eine ganz neue Art der Veränderung auf. Sie ist durch 2 wesentliche Eigenschaften charakterisiert: einerseits können die Auswirkungen (zumindest lokal) derart stark sein, dass an manchen Flächen gar kein Wald mehr wächst, weil es zu trocken wird. Zum anderen gehen die Veränderungen in einem derart raschen Tempo vor sich, das die Bäume und auch die meisten anderen Waldlebewesen kaum damit Schritt halten können. In diesem Kapitel wollen wir uns ansehen, wie der Klimawandel auf den Wald wirkt.
Klima, Wetter, Witterung: Was ist was
Der Begriff „Klima“ tauchte zum ersten Mal im antiken Griechenland auf. Wörtlich übersetzt bedeutet er „Neigung“ und zwar beschreibt er den Winkel der Sonneinstrahlung auf die Erdoberfläche. Je steiler der Winkel ist, desto mehr Sonnenenergie strahlt auf eine kleine Fläche, wodurch sich diese stark erwärmt. Je flacher der Winkel ist, desto weniger Sonnenenergie wird auf die Fläche gestrahlt, wodurch sich diese auch weniger stark erwärmt. Aus dieser Beobachtung wurden die ersten Klimazonen definiert, und zwar in heiß, kalt und gemäßigt.
Im Gegensatz zum Wetter, das die atmosphärischen Bedingungen eines Tages beschreibt, ist das Klima eine Langzeitbeobachtung der Wetterverhältnisse eines bestimmten Gebietes. Der Ort, wo Wetter passiert, ist die Atmosphäre, und hier vor allem ihr unterer, der Erdoberfläche nahe Teil. Mit der Erdoberfläche, also mit Ozeanen, Wäldern und Eisflächen steht die Atmosphäre auch in einem ständigen Austausch. Wälder etwa entziehen der Atmosphäre Kohlendioxid und speichern Niederschlag, Eisflächen werfen durch ihre weiße Oberfläche große Teile der Strahlung wieder zurück, Ozeane wiederrum sorgen für sehr gleichmäßiges Wettergeschehen, da sie aufgrund ihres großen Volumens extrem träge auf Veränderungen wirken.
Auswirkungen des Klimawandels auf den Wald
Anstieg der durchschnittlichen Temperaturen
Gegenüber der international gültigen Klimareferenzperiode 1961-1990 ist bereits eine Abweichung von +1,3 Grad zu verzeichnen.
Verschiebung der Niederschläge vom Sommer in den Winter
Jahreszeitlich gesehen nahmen die Niederschläge im Sommer mit 1,2 % leicht ab und stiegen im Winter mit 28 % sehr deutlich an. Die stärksten Niederschlagszunahmen erfolgten dabei im Dezember, die deutlichsten Abnahmen im August. Es bestehen Regional jedoch sehr starke Unterschiede in der Niederschlagsentwicklung.
Stärkere Extremwetterereignisse
Stürme, Starkregen, Hagel und Nassschnee, aber auch extreme Dürreperioden werden in Zukunft zunehmen und dabei auch wesentlich die Wälder schädigen.
Geringere Vitalität von Bäumen und Zunahme von Schädlingen
Vor allem die Fichte, die an vielen ihr nicht zuträglichen Standorten stockt, leidet massiv unter dem Klimawandel. Aber auch andere Baumarten, wie etwa die Kiefer, kommen durch lange Trockenperioden an ihr ökologisches Limit. Für viele wirtschaftlich bedeutende Schädlinge bedeuten wärmere Temperatuen besser Entwicklungsbedingungen, wodurch die Populationen stärker ansteigen. Treffen diese größere Populationen dann noch auf geschwächte Bäume führt das ebenfalls zu einem Anstieg der Population und der Schäden.
Waldwirtschaft im Klimawandel: Geht das?
Die Herausforderungen durch den Klimawandel sind für Waldbesitzer groß. Die Zeiten, in der die Fichte als die Brotbaumart galt, sind wohl vorbei.
Seit Jahren steigen die Schadholzmengen, die Holzpreise sind im Keller und eine Besserung ist nicht in Sicht: Abseits von den Gebirgswäldern über 1.000 m gilt es also Ersatz für die Fichte zu finden.
Überhaupt muss aus der Vergangenheit gelernt werden: alles auf eine Karte zu setzen, sprich auf eine Baumart, wäre nichts anderes als die bisherigen waldbaulichen Fehler mit einer neuen Baumart fortzusetzen. Abgesehen von den ziemlich anspruchslosen Pionierbaumarten hat jede Baumart ihre Stärken und Schwächen, im Fachjargon auch Standortsansprüche genannt. Diese müssen in Zukunft bei der Baumartenwahl berücksichtigt werden. Daher wird es auch nicht eine Ersatzbaumart für die Fichte geben, sondern viele, abhängig von Seehöhe und natürlicher Waldgesellschaft. Glücklicherweise hat der Waldbesitzer die Auswahl von einer ganzen Reihe von Baumarten. Hinzu kommen noch vielversprechende Exoten wie Baumhasel, Libanonzeder und Hopfenbuche, die nach jetzigem Wissenstands geeignet erscheinen, um mit den stürmischen Zeiten des Klimawandels zurechtzukommen.
Wer streut, rutscht nicht lautet das waldbauliche Motto in Klimawandelzeiten. Dazu gehört auch, dass nicht nur die Holzproduktion im Fokus steht, sondern auch der Standortsschutz. Die Eberesche verbessert mit ihrer Streu die Bodenfruchtbarkeit, die Flaumeiche stabilisiert trockene Steilhänge, die Birke bietet bei Aufforstungen ein lichtes Kronendach zum Schutz der Jungpflanzen. In klimafitten Mischwäldern muss auch Platz für solche dienende Bäume sein neben denen, die wertvolles Holz produzieren sollen.
Wie für alle Landnutzer kommen mit dem Klimawandel auch auf Waldbesitzer große Herausforderungen zu, und es wird auch so manchen Rückschlag geben. Nichtsdestotrotz wird es mit einem durchdachten Waldbau möglich sein, produktive Wälder zu bewirtschaften. Klimawandel bedeutet eben auch einen Wandel der Bewirtschaftung. Wer weiterhin auf die Methoden der Vergangenheit setzt, für den wird das Parkett aber extrem glatt werden.