Durch den Klimawandel wird sich das Anbaugebiet der Eiche vergrößern. Gleichzeitig verbessern sich aber auch die Entwicklungsbedingungen für die Eichenschädlinge.
Probleme mit der Eiche sind schon lange bekannt. Es gibt zahlreiche Berichte, die bis ins 19. Jahrhundert zurückreichen über meist zeitlich begrenzte Erkrankungswellen der Eichen. Von allen Hauptbaumarten wächst die Eiche am langsamsten. Umtriebszeiten von 140 Jahren sind für Eichenbestände normal. Die guten Holzpreise entschädigen den Waldbesitzer allerdings für die lange Wartezeit: qualitativ gutes Eichenholz erzielt einen weitaus besseren Preis als Nadelholz. Auch auf den Wertholzsubmissionen bilden Eichen das Gros der angebotenen Stämme.
Eichenfraßgesellschaft und die Gründe
Die Besonderheit bei den Eichenschäden liegt darin, dass es sich um eine Komplexkrankheit handelt. Anders als etwa beim Eschentriebsterben, wo ein bestimmter Pilz den Krankheitsverlauf verursacht, treten bei der Eiche eine Kombination von Schäden auf.
- Das Wurzelwerk von Eichen wird durch Stickstoffeinträge geschwächt. Zusätzlich schädigen verschiedene Bodenpilze die Wurzeln. Längere Trockenperioden vergrößern die Schadenswirkung zusätzlich
- Nicht nur Hitzeperioden, auch Kälte kann der Eiche zusetzen: bei starkem Frost kollabieren die Wasserleitgefässe
- Der Befall durch den Eichenprachtkäfer lässt das Kambium absterben
- Der Fraß von blattfressenden Schädlingen wie Schwammspinner und Eichenprozessionsspinner schädigt die Krone
- Schadstoffe, die durch die Luft eingebracht werden, führen ebenfalls zur Kronenverlichtung
Ein weiteres Problem für die Eiche ist ihre Ringporigkeit. Ringporige Gehölze bilden im Frühjahr vermehrt Gefäße aus, die das Bodenwasser von den Wurzeln zur Krone transportieren. Die Frühholzgefässe der Eiche, die eine zentrale Rolle bei der Wasserversorgung spielen, werden im Frühjahr noch vor dem Blattaustrieb aufgebaut. Die Frühholzgefässe bilden sich aus Reservestoffen, die im Vorjahr gespeichert wurden. Bei mangelnder Vitalität der Eiche werden diese Reservestoffe aber nicht ausreichend produziert. So kann es zu einem Wassermangel kommen, obwohl ausreichend Bodenwasser verfügbar wäre.
Dieser Mix aus verschiedenen Faktoren führt letztendlich dazu, dass die Eiche an Vitalität verliert. Durch den Fraß an den Blättern und der gestörten Wasserzufuhr bildet die Eiche auch weniger Blattmaterial aus. Das Resultat sind abgestorbene Äste oder sogar ganze Kronenteile, die während der Vegetationsperiode kahl bleiben. Mit weniger Blattmasse produziert die Eiche weniger Energie, wodurch die Regeneration ebenfalls schwerer fällt. Ob und wie schwer die Eichen von dieser Komplexkrankheit geschädigt wird, hängt davon ab, wie schwer der Schadensverlauf ist und ob die Schäden wiederholt auftreten.
Waldbau mit der Eiche
Aus den bisherigen Erfahrungen mit Eichenbeständen und ihren Schäden entwickelte die Bayerische Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft vier Regeln für die Eichenbewirtschaftung:
- Anbau von Eichen nur innerhalb des klimatischen Bereichs, den die Baumart gewohnt ist
- Keine Reinbestände, sondern als Mischbaumart mit anderen standörtlich geeigneten Baumarten mischen gemäß dem Motto: Wer streut, rutscht nicht!
- Nur auf optimalen Standorten darf die Eiche zur dominierenden Baumart werden
- Das Wissen nutzen aus Regionen (Ungarn, Rumänien, Kroatien, Serbien), die wärmer und trockener sind
Kommt der Klimawandel wie prognostiziert, werden auch die Anbaugebiete der Eiche größer werden. Und auch die Eichenschädlinge werden sich besser entwickeln können. Trotzdem ist die Eiche nicht zu verbannen, wohl ist aber die Bewirtschaftung umzustellen. Mehr Mischbaumarten und noch mehr Pflege werden in Zukunft notwendig sein, um in Eichenbeständen wertvolles Holz produzieren zu können. Die Eiche hat definitiv Zukunft.