Halbwüste statt Wald?

Durch den Klimawandel verändern sich die Ökozonen. Die Trockenen Mittelbreiten könnten sich stark ausdehnen: ein Waldverlust wäre dann in vielen Gebieten unabwendbar.

Ganz Mitteleuropa sowie der große Teile Süd- und Osteuropas liegen in den Feuchten Mittelbreiten. Typisch für die Feuchten Mittelbreiten ist das gemäßigte Klima: Die Sonneneinstrahlung ist in den Sommermonaten am höchsten. Der Jahresniederschlag liegt bei 500 – 1000 mm. Es fällt teilweise Schnee, doch kommt es nie zu einer lang anhaltenden Schneedecke. Die Niederschläge fallen relativ gleichmäßig verteilt über das Jahr, wobei im Sommer leichte Maxima zu verzeichnen sind. Die natürlichen Waldgesellschaften haben sich an diese Bedingungen seit der letzten Eiszeit angepasst. Die natürliche Vegetation wird gebildet aus sommergrünen Laub– und Mischwäldern. Diese Wälder sind geprägt von Jahreszeiten: Im Herbst kommt es zu Laubverfärbung und Blattfall. Außerdem sterben die Sprossen der krautigen Pflanzen ab. Im Frühling treiben die Pflanzen ihre Blüten und Blätter wieder aus.  Abweichend hiervon treten in küstennahen Gebieten mit ganzjähriger Vegetationsperiode immergrüne Regenwälder auf.

Aktuelle Lage der Feuchten Mittelbreiten. Im Osten und Süden werden sich aber Gebiete zunehmend in die Trockenen Mittelbreiten umwandeln.

Alles ganz anders?

Durch den Klimawandel werden sich zumindest die Randgebiete der aktuellen Feuchten Mittelbreite an die Bedingungen der Trockenen Mittelbreite umwandeln. Deren ökologische Bedingungen unterscheiden sich ganz gravierend.

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Die Trockenen Mittelbreiten umfassen große Teile im Inneren von Eurasien. Diese Lage prägt das Klima. Aufgrund der kontinentalen Lage sind die Unterschiede der Tagestemperatur hoch. Die Niederschläge liegen zwischen 0 und 600 mm pro Jahr.  Sie sind einer hohen Variabilität unterworfen. So kann Wassermangel auch während der Regenzeit bestehen. Schnee fällt selten. Die Vegetationsperiode (Niederschlag zwischen 100-200 mm) dauert zwischen 2 und 4 Monaten. Sie tritt jedoch extrem unzuverlässig auf. Die Pflanzen sind angepasst an Kälte-, Salz- und Dürrestress. Die Sonneneinstrahlung ist ganzjährig hoch, die Wolkenbedeckung ist in der Regel gering. Das Vorkommen von Fliessgewässern ist gering.

Die Trockenen Mittelbreiten unterscheiden sich von den Feuchten Mittelbreiten im Wesentlichen bei folgenden Punkten:

  • wegen Dürre ist der Pflanzenwuchs auf weniger als 5 Monate pro Jahr eingeschränkt
  • auch während der Regenzeit stellt Wassermangel einen wichtigen Standortsfaktor dar
  • die natürliche Vegetation ist gekennzeichnet durch Schutz gegen Trockenheit und das Vorkommen von Halophyten (Salzpflanzen)
  • eine niedrige pflanzliche Primärproduktion
  • die Flüsse führen nur saisonal Wasser oder enden in abflusslosen Senken

Man kann die Trockenen Mittelbreiten gliedern in Steppen, Waldsteppe, sowie Wüsten. Die Übergänge zwischen den einzelnen Regionen sind fließend.

In trockenen Baumsteppen könnten Wälder nur dann begründet und bewirtschaftet werden, wenn die Baumarten sehr trockenresistent sind wie Flaumeiche, Schwarzkiefer und Baumhasel.

Wie leicht ersichtlich ist, sind die ökologischen Bedingungen in den trockenen Mittelbreiten gänzlich anders als in den feuchten die aktuell noch in Mitteleuropa dominieren. Ob sich tatsächlich Teile der feuchten Mittelbreiten in trockene umwandeln und wie weit dieser Wandel geht, lässt sich derzeit seriös noch nicht vorhersagen. Auch deshalb weil der Wandel wesentlich davon abhängen wird ob doch noch ein erfolgreicher Kampf gegen den Klimawandel in den nächsten Jahren durchgeführt wird oder nicht. Was sich aber schon sagen lässt ist, dass der Wald in Europa im Süden und Osten – und auch in einigen besonders trockenen Gebieten in Mitteleuropa – an Fläche verlieren wird und von Baumsteppen oder Grassteppen ersetzt wird. Wenn eine Forstwirtschaft auf solchen Flächen erfolgen kann, dann nur mit extrem trockenresistenten Baumarten wie etwa der Schwarzkiefer und selbst diese Bestände werden eher parkähnliche Landschaften bilden und keine geschlossenen Wälder mehr bilden. Mit dem Klimawandel stellt sich langfristig dann auch die Frage der Landnutzung: Gebiete wie die Ukraine, die aktuell zu den Gebieten mit den höchsten landwirtschaftlichen Produktionsmengen gehören könnten aufgrund von Dürre und Trockenheit nicht mehr landwirtschaftlich nutzbar sein. Ob die aufgelassenen Flächen sich dann allerdings zu Baumsteppen umwandeln bleibt fraglich, insbesondere wie lange dieser Transformationsprozess benötigen würde.

Für Waldbesitzer in mitteleuropäischen Trockengebieten gilt es aber schon jetzt sich auf diese äußerst schweren Wuchsbedingungen einzustellen, sich bei der Baumartenwahl an den Vertretern der Eichen– und Kieferdominierten Wälder zu orientieren und diese durch die Beimischung von exotischen, trockenresistenten Mischbaumarten zu ergänzen.

Kommt der Klimawandel ungebremst werden sich manche Regionen in Halbwüsten verwandeln, an Land- oder Forstwirtschaft ist in solchen Gebieten nicht mehr zu denken.

Weiterführende Links:

Klimawandel: Helfen kürzere Umtriebszeiten?

20 forstliche Antworten auf den Klimawandel

Klimawandel und der Wald