Die LWF hat eine Übersicht zu den häufigsten Fragen über den Klimawandel zusammengestellt. Die Bayerische Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft (LWF) verzeichnet immer häufiger Anfragen zum Klimawandel und dessen Auswirkungen auf unsere Wälder. Nachfolgend geben die am häufigsten gestellten Fragen sowie die Antworten der LWF-Experten einen Überblick über die aktuelle Gesamtsituation.
Inwieweit sind unsere Wälder vom Klimawandel betroffen?
Unser Klima befindet sich im raschen Wandel. Aktuelle Messdaten zeigen eine Erwärmung sowie veränderte Niederschlagsmengen und Verteilungen. Die Sommermonate waren mit einer Abweichung von über 3° zum langjährigen Mittel die wärmsten seit Aufzeichnungsbeginn.
Unsere Wälder leiden besonders unter der generellen Entwicklung. Wälder sind langlebige Ökosysteme, die Bäume in unseren Wäldern müssen an ihrem Standort mehrere Jahrhunderte überdauern, um einen Waldaufbau sicherzustellen, der die angesprochenen Funktionen erfüllen kann. Ein rascher Wandel der Wachstumsbedingungen bringt unsere Wälder in große Bedrängnis. Insbesondere in den warm-trockenen Regionen in Bayern, wie z.B. in Unterfranken sind, die Auswirkungen des Klimawandels bereits heute augenfällig.
Die Forstwirtschaft ist daher zu raschem Handeln gezwungen. Ein geeignetes Mittel, um die Wälder auf die neuen Herausforderungen, die durch den Klimawandel entstehen, vorzubereiten, ist ein frühzeitiger, klimagerechter Waldumbau unter Beteiligung klimatoleranter Mischbaumarten.
Kann der Wald dem Klimawandel überhaupt noch standhalten?
Auch wenn wir gerade in Nordbayern vor vielfältigen Herausforderungen stehen, sind wir der Überzeugung, dass der Wald sehr wohl dem Klimawandel standhalten kann, wenn wir rasch den Waldumbau hin zu klimagerechten, gemischten Wäldern vorantreiben. Mit anderen Worten eine neue Waldgeneration entwickeln, die angepasster ist. Die ökologischen Fähigkeiten der Baumarten lassen sich gut modellieren, wenngleich natürlich Extremjahre vor allem Trockenheit in wiederholter Folge stärkere Auswirkungen haben.
Im Einzelfall kommt es tatsächlich zum flächigen Absterben, aber das bedeutet noch nicht, dass der Wald generell dem Klimawandel nicht standhalten kann, solange er sich wieder verjüngen kann. Es ist allerdings durchaus wahrscheinlich, dass bei weiterer Zunahme dieser Extremereignisse die Wälder nicht mehr so aussehen werden, wie wir es heute gewohnt sind.
Welche Baumarten sind besonders anfällig bei Trockenheit?
Die Frage lässt sich nicht pauschal beantworten. Unsere Waldbäume decken den wesentlichen Teil ihres Wasserbedarfs aus dem Bodenwasser über die Wurzelaufnahme. Daher müssen bei der Beurteilung der Trockenheitsanfälligkeit die Faktoren Niederschlagsangebot, Wasserspeicherkapazität des Bodens und die Wurzelausprägung der Baumart berücksichtigt werden.
Insbesondere die Fichte als flachwurzelnde typische Baumart der nördlichen Hemisphäre ist großen Risiken durch Perioden mit Wassermangel ausgesetzt. Stress und Befall durch Fichtenborkenkäfer ist die Folge. Daher sind die großen, in Mitteleuropa naturfernen, Reinbestände dieser Baumart Schwerpunkt des Waldumbaus in den nächsten Jahren und Jahrzehnten in Bayern.
Bäume können sich jedoch an aktuelle Umweltbedingungen in einem gewissen Maß anpassen. Diese Anpassung bedarf allerdings eines längeren Zeitraums. Die Forstwirtschaft versucht daher seit langem sich bei der Baumartenwahl an der sogenannten potenziellen natürlichen Vegetation zu orientieren. Diese Vegetation würde sich bei gegebenen Standort- und Klimabedingungen etablieren, wenn kein menschlicher Einfluss auf den Waldaufbau gegeben wäre.
Derzeit reagieren insbesondere unsere (neben der Fichte) Hauptbaumarten Kiefer und Buche in einigen Landesteilen mit Vitalitätseinbußen, Wachstumsrückgängen oder mit verstärkter Mortalität auf die extremen Witterungsbedingungen der letzten Jahre.
Welche Baumarten können Trockenheit besser tolerieren?
Es gibt in Bayern sowie in Europa auch Baumarten, die bereits jetzt besser mit trockenen Verhältnissen umgehen können. Hierzu zählen z.B. Esskastanie, Flaumeiche, Französischer Ahorn, Küstentanne, Robinie, Roteiche, Schwarzkiefer, Wildbirne, Wildkirsche und Zerreiche.
Für diese Baumarten hat die Bayerische Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft in den letzten beiden Jahren sogenannte Anbaurisikoeinschätzungen für aktuelle und zukünftige Klimabedingungen erarbeitet.
Diese Einschätzungen stehen den Waldbesitzern in Bayern über das Bayerische Standortinformationssystem BaSIS, welches den Revierleitern sowie den Ämtern für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten in Bayern direkt zugänglich ist, zur Verfügung.
Wie sieht es aktuell mit Forstschädlingen im Vergleich zu anderen Jahren aus?
Es gibt leider keine Baumarten ohne an sie gebundene bzw. assoziierte Arten, welche Schäden verursachen können. Allerdings sind nur sehr wenige Pilz- und Insektenarten für die größten Schäden an unseren Wäldern verantwortlich (z.B. Borkenkäfer, Schwammspinner, Pilz Hymenoscyphus pseudoalbidus an Esche). Grundsätzlich gilt: Pilzkrankheiten sind grundsätzlich gefährlicher einzuschätzen als Insektenbefall.
Der Befall der Fichte duch Borkenkäfer – Buchdrucker und Kupferstecher – ist regional unterschiedlich stark ausgeprägt. In einigen Gebieten (Passau, Bayerischer Wald, Frankenwald) ist die Lage angespannter als in anderen Landesteilen, wobei der Großteil aller Fichtenwälder stark betroffen ist. Tendenziell ist der Befall bisher dieses Jahr auf einem ähnlichen sehr hohen Niveau wie im Jahr 2018. Bedingt durch Trockenheitsjahre in Folge UND Sturmereignisse hat sich die Borkenkäferpopulation in den letzten Jahren stark aufgebaut.
Momentan treten in Folge von Trockenheit an allen Baumarten weitere Schädlinge und Krankheiten auf, die folgende Aufzählung ist daher nicht abschließend:
- An der Eiche treten heuer der Schwammspinner, Eichenprozessionsspinner, Eichensplintkäfer, Eichenprachtkäfer usw.. Die aktuelle Witterung (warm, feucht) führt zu verstärkten Eichenmehltau, der vor allem den Regenerationstrieb nach Entlaubung der Eiche durch den Schwammspinner betrifft.
- Bei der Buche sind Trockenschäden zu verzeichnen und sowie darauffolgende im holzbrütenden und unter Rinde brütende Schadinsekten wie bspw. kleine Buchenborkenkäfer.
- Beim Ahorn tritt momentan die Ahornrussrindenkrankheit und weitere Pilzerkrankungen auf.
- Die Kiefer leidet zum Teil direkt unter der Trockenheit, dem Diplodiatriebsterben, und nachfolgend sekundären Schadinsekten wie der blauen Kiefernprachtkäfer, kleiner und großer Waldgärtner usw..
- Auch die Tanne wird momentan von den Tannenborkenkäfer und dem Weisstannenrüssler regional begrenzt befallen.