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Familiennachzug bei der Fichte

Für die heimische Fichte werden die potentiellen Wuchsgebiete immer kleiner. Es gibt allerdings auch zwei Fichtenarten, die gut mit trockenen Sommern zu Recht kommen. Wäre es möglich, die Fichte durch einen ihrer exotischen Cousins zu ersetzen?

Wenn von der Fichte gesprochen wird, dann handelt es sich um die heimische Picea abies. Die Gattung Picea ist eine äußerst umfangreiche Gattung. Auf dem ganzen Erdball kommen rund 50 Arten vor, von denen die meisten wirtschaftliche Bedeutung haben. Fichten sind Bäume des Nordens. Zu diesem Schluss muss man spätestens dann kommen, wenn man sich die Verbreitung der Gattung Picea auf einer Weltkarte näher ansieht. In Skandinavien, Nordkanada, Sibirien und der Mandschurei gedeihen Fichten. Folglich sind Fichten an lange, kalte Winter angepasst. Das gilt auch für die heimische Vertreterin Picea abies. Trockene Sommer wie sie in Zukunft häufiger vorkommen werden behagen ihr nicht. Es gibt allerdings auch zwei Fichtenarten, die gut mit trockenen Sommern zu Recht kommen. Und sie sind sogar in Europa heimisch.

Ohne menschliches Zutun bildet die serbische Fichte keine Reinbestände aus.

Aus Serbien…

Das natürliche Areal der Serbischen Fichte (Picea omorika) liegt im Grenzgebiet zwischen Serbien und Bosnien-Herzegowina. Sie wächst in einer Höhenlage zwischen 800 und 1400 Meter. Im Gegensatz zur heimischen Vertreterin bildet die serbische Fichte keine Reinbestände aus, sondern wächst in Mischwäldern gemeinsam mit Schwarzkiefer und Buche. An warmen Südhängen kommt es auch zur Vergesellschaftung mit Zerreiche, Feldahorn und Birke.  Der schlanke Wuchs ist ein typisches Kennzeichen. In der Jugend zeigt sie ein enormes Längenwachstum, das die meisten anderen europäischen Fichtenarten überragt. Sie bildet ein Flachwurzelsystem aus, ihr sehr dichtes Netz an Feinwurzeln ermöglicht es ihr aber das Wasserpotential des Bodens besser auszunutzen.

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Die serbische Fichte ist eine echte Gebirgsbaumart: Die Standorte sind steile Hänge. Der Untergrund besteht vorwiegend aus Kalkstein-Verwitterungsböden mit mäßigem Nährstoffgehalt. Die natürlichen Bestände befinden sich in sommerkühlem Klima mit eher hoher Luftfeuchtigkeit. Die Winter sind kalt und schneereich. Gegen Spätfröste ist sie unempfindlich, da sie relativ spät erst austreibt. Ihr schlanker Wuchs macht sie auch tolerant gegenüber Schneebruch, allerdings kann es bei Nasschnee zu Schneebruch kommen. Als typische  Schädlinge sind der  Gemeine Hallimasch (Armillaria mellea), Buchdrucker (Ips typographus) und der Kupferstecher (Pityogenes chalcographus) bekannt. Gegenüber der Kleinen Fichtenblattwespe (Pristiphora abietina) scheint sie resistent zu sein. Großflächige Schäden wurden bei der serbischen Fichte noch nicht beobachtet, was aber auch damit zusammenhängen könnte, dass sie kaum Reinbestände bildet. Bisher wurde die Serbische Fichte vor allem im Gartenbau gepflanzt. In der Forstwirtschaft wurde sie bisher nicht verwendet, weil sie weniger wüchsig ist als die heimische Fichte. Sie kann aber Höhen bis zu 35 m erreichen.

….und dem Kaukasus

Gemäß ihrem Namen wächst die Kaukasusfichte Picea orientalis im Kaukasus sowie in den Gebirgslagen der Türkei. Sie ist eine immergrüne Baumart die Höhen bis zu 60 m erreichen kann sowie einen Stammdurchmesser bis zu 1,1 m. Sie ist anspruchsvoller was die Bodengüte angeht als die heimische Fichte: bevorzugt wächst sie auf nährstoffreichen, frischen Böden, wo sie sehr gute Wuchsleistungen zeigt. Sie kommt aber auch mit schlechteren Böden und trockenen Bedingungen zu Recht. In der Jugend ist sie allerdings empfindlich gegenüber Trockenheit

In ihrem natürlichen Verbreitungsgebiet bildet sie bis zu einer Höhenlage von 2.000 Metern dichte Wälder aus, oft auch in Reinbeständen.  Es sind keine Schädlinge bisher bekannt. In Mitteleuropa wird sie bisher hauptsächlich als Gartenbaum verwendet.

Die Kaukasusfichte ist im Gegensatz zur heimischen Fichte für Schädlinge uninteressant.

Echte Alternativen?

Bisher spielten sowohl die Kaukasus-Fichte als auch die serbische Fichte keine Rolle als Forstpflanze. Das lag vor allem daran, dass sie nicht wüchsiger sind als unsere heimische Fichte. Sowohl Kaukasus als auch Serbische Fichte sind aber produktiver als Laubbaumarten wie Esche oder Bergahorn. Frühere Anbauversuche wurden vor allem mit Arten durchgeführt, deren Wachstum das der Fichte deutlich übertrifft, die Trockenresistenz war kaum von Bedeutung. Diese wird aber zunehmend wichtiger werden und somit werden die beiden vorgestellten Fichtenarten auch forstlich interessant.

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Beide Arten sind als Ergänzung zur heimischen Fichte zu sehen, die beigemischt und nicht als Reinbestände begründet werden sollten. Vor allem bei der Serbischen Fichte ist aufgrund der bekannten Schädlinge die Gefahr groß, dass in Reinbeständen die bereits bekannten Probleme mit Borkenkäfern auftreten. Als echte Ersatzbaumarten für Fichtenmonokulturen in Tieflagen kommen aber auch diese beiden Fichtenarten nicht in Frage.