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Eiche, Esche, Ulme: Was tun mit den Sorgenkindern?

In vielen Beständen ist ein Wechsel vom Nadel- zum Laubholz notwendig. Doch auch einige Laubholzarten bereiten den Waldbesitzern Sorgen. Wie also umgehen mit Eichen, Eschen und Ulmen?

Das der Waldumbau alternativlos ist beweisen die hohen Schadholzzahlen und der anhaltende Preisverfall beim Nadelholz, speziell bei der Fichte. Die Zukunft der nachhaltigen Forstwirtschaft liegt in Mischbeständen, die von mehreren Baumarten dominiert werden. Doch auch Mischwälder sind nur dann stabil, wenn die verschiedenen Baumarten vital sind. Neben Esche und Ulme zeigt auch die Eiche vermehrt Schäden. Was also tun mit diesen Sorgenkindern?

Stark wie eine Eiche?

Die heimischen Eichenarten sollten eigentlich zu den Gewinnern des Klimawandels gehören. Denn durch die Zunahme von trockenen und heißen Sommermonaten gewinnen die wärmeliebenden Eichenarten an Lebensraum. Mit dem wärmeren Klima verbessern sich aber auch die Lebensbedingungen diverser Schadinsekten – und gerade auf die Eiche ist eine ganze Reihe von Schädlingen spezialisiert. Die Besonderheit bei den Eichenschäden liegt darin, dass es sich um eine Komplexkrankheit handelt. Anders als etwa beim Eschentriebsterben, wo ein bestimmter Pilz den Krankheitsverlauf verursacht, treten bei der Eiche eine Kombination von Schäden auf.

  • Das Wurzelwerk von Eicheln wird durch Stickstoffeinträge geschwächt. Zusätzlich schädigen verschiedene Bodenpilze die Wurzeln. Längere Trockenperioden vergrößern die Schadenswirkung zusätzlich
  • Nicht nur Hitzeperioden, auch Kälte kann der Eiche zusetzen: bei starkem Frost kollabieren die Wasserleitgefässe
  • Der Befall durch den Eichenprachtkäfer (Agrilus biguttatus) lässt das Kambium absterben
  • Der Fraß von blattfressenden Schädlingen wie Schwammspinner (Lymantria dispar) und Eichenprozessionsspinner (Thaumetopoea processionea) schädigt die Krone

Ein weiteres Problem sind die Frühholzgefässe der Eiche, die eine zentrale Rolle bei der Wasserversorgung spielen. Diese werden im Frühjahr noch vor dem Blattaustrieb aufgebaut und bilden sich aus Reservestoffen, die im Vorjahr gespeichert wurden. Bei mangelnder Vitalität der Eiche werden diese Reservestoffe aber nicht ausreichend produziert. So kann es zu einem Wassermangel kommen, obwohl ausreichend Bodenwasser verfügbar wäre.

Dieser Mix aus verschiedenen Faktoren führt letztendlich dazu, dass die Eiche an Vitalität verliert. Durch den Fraß an den Blättern und der gestörten Wasserzufuhr bildet die Eiche auch weniger Blattmaterial aus. Das Resultat sind abgestorbene Äste oder sogar ganze Kronenteile, die während der Vegetationsperiode kahl bleiben. Mit weniger Blattmasse produziert die Eiche weniger Energie, wodurch die Regeneration ebenfalls schwerer fällt. Ob und wie schwer die Eichen von dieser Komplexkrankheit geschädigt wird, hängt davon ab, wie schwer der Schadensverlauf ist und ob die Schäden wiederholt auftreten.

Es muss aber erwähnt werden, das die Schäden der Eiche vor allem zu Zuwachsverlusten führen, aber nur selten zum kompletten Absterben. Auch sind Schäden über große Flächen nur selten aufgetreten. Mit der richtigen Bewirtschaftung kann der Waldbesitzer die Schäden aber vermindern. Eichen sollen nur innerhalb des klimatischen Bereichs, den die Baumart gewohnt ist, angebaut werden. Reinbestände sollen vermieden werden sondern mit anderen Arten (Hainbuche, Linde, Spitzahorn, Kirsche) gemischt werden. Bereits in der Jugend müssen die Bestände konsequent gepflegt werden: bei einer Kronenbreite von 11 m sinkt das Befallsrisiko stark. Nur auf optimalen Standorten darf die Eiche zur dominierenden Baumart werden.

Fazit: Eiche hat Zukunft

Auch wenn die Bedingungen für Eichenschädlinge besser werden, hat die Eiche immer noch das Potential eine Hauptbaumart in den Tieflagen zu sein. Die Eichenwirtschaft benötigt viel Pflege und Aufmerksamkeit des Waldbesitzers. Die Eichenwirtschaft lohnt sich: Auf den Submissionen ist die Eiche die dominierende Baumart. Auch bei den anderen Sortimenten von A bis Energieholz liegt ihr Holzpreis über dem der meisten anderen Baumarten.

Fraßbild des Eichenprachtkäfers.

Hände weg von der Esche?

Die Esche war eine der wichtigsten Laubbaumarten: auf frischen, nährstoffreichen Standorten ist sie wüchsig und ihr Holz erzielte gute Preise. Diese Eigenschaft machte sie sehr beliebt bei Waldbesitzern: allein in Österreich wurden jedes Jahr eine Million Eschen gepflanzt. Doch dann kam das Eschentriebsterben. Seit etwa 15 Jahren werden die Eschenbestände in ganz Mitteleuropa von dieser Krankheit geplagt. Ausgelöst wird das Absterben der Eschen von einem aus Asien eingeschleppten Pilz: das „Falsche Weiße Stengelbecherchen“ (Hymenoscyphus pseudoalbidus)ist dafür verantwortlich, das die Esche Zuwachsverluste erleidet und in vielen Fällen auch abstirbt.

Triebe, Zweige und Äste sterben in den Kronen ab: so sieht das typische Befallsbild der Pilzkrankheit aus. Nach mehrjährigem Befall kann sich der Pilz bis in den Stamm ausbreiten. Dann zeigen sich Verfärbungen der Borke (Rindennekrosen) besonders am Stammfuß. Durch das Absterben des Kambiums sterben letztlich ganze Äste oder Kronenteile zurück. Jungpflanzen können ganz absterben. Die Schäden in den befallenen Beständen sind meistens hoch. Während wirtschaftliche Einbußen durch Zuwachsverluste an Altbäumen noch verkraftbar wären, ist der flächige Ausfall der jüngeren Altersklassen ein großes Problem, welches die nachhaltige Waldwirtschaft mit der Esche insgesamt gefährdet.

In Altbeständen werden aber  immer wieder einzelne Bäume beobachtet, die nur geringe Schadsymptome aufweisen und möglicherweise Abwehrmechanismen bzw. Resistenz gegenüber dem Triebsterben besitzen. Auf solchen Bäumen ruht die ganze Hoffnung der Wissenschaft. Mit den Samen solcher resistenten Bäume sollen Saatgutplantagen angelegt werden, die ebenfalls resistente Nachkommen hervorbringen sollen. Die Forschung steht hier aber erst am Anfang und es wird wohl noch einige Jahre dauern, bis wirklich resistentes Saatgut und Pflanzenmaterial verfügbar ist.

Fazit: Geduld mit der Esche

Bedingt durch das Eschentriebsterben ist die Esche derzeit kaum zu vermarkten, die großen Mengen an Eschenfaserholz, die anfallen, sind nur noch schwer absetzbar. Trotzdem sollte die Esche nicht gänzlich verbannt werden: die resistenten Eschen geben Hoffnung, das die Krankheit mit Hilfe von resistentem Saatgut bewältigt werden kann. Eine künstliche Bestandesbegründung macht derzeit keinen Sinn, da das Risiko des Ausfalls zu hoch ist. Wo Eschennaturverjüngungen vorkommen, sollen diese belassen und beobachtet werden. Kommt es zu einem Ausfall, können diese Naturverjüngungen mit anderen Mischbaumarten ergänzt werden. Befallene Eschen müssen nicht aus dem Bestand ausscheiden, da die Krankheit – anders als etwa bei Fichtenborkenkäfern – nicht von Baum zu Baum überspringt. Resistente Eschen dürfen auf keinen Fall eingeschlagen werden, sondern müssen gefördert werden.

Ablauf des Eschentriebsterbens. Grafik: WSL.

Gelingt den Ulmen ein Comeback?

Sprach man früher mit Drechslern und Tischlern, so gerieten sie ins Schwärmen wenn es um das Holz der Ulmen ging. Denn das auch als „Rüster“ bezeichnete Holz gehört zu den dekorativsten und edelsten Sortimenten der heimischen Baumartenpalette. Doch diese Zeiten sind vorbei, die heimischen Ulmenarten haben keine wirtschaftliche Relevanz mehr. Nur noch in Ausnahmefällen findet man Stämme auf den Submissionen und dabei handelt es sich häufig um die Zwangsnutzungen der letzten starken Stämme. Als typische Mischbaumart war die Ulme ohnehin nur selten im Wald anzutreffen. Obwohl sie in der Jugend sehr wüchsig ist bildet sie auch auf Optimalstandorten keine Reinbestände aus. Als wärme- und lichtbedürftige Baumart ist sie gegenüber Buche und Esche nicht konkurrenzfähig.

Das Sterben der Ulmen hält nun schon seit einem Jahrhundert an. Verantwortlich dafür ist ein Pilz (Ophiostoma ulmi), der durch zwei Borkenkäferarten übertragen wird, dem großen und kleinen Ulmensplintkäfer (Scolytus scolytus und Scolytus multistriatus). Beim Fraß an Zweigen übertragen die Käfer den Pilz, der wiederum die Gefäße verstopft, wodurch es zum typischen Krankheitsbild kommt: dem Verwelken der Blätter (daher auch Ulmenwelke).  Bis die Ulme abstirbt kann es einige Jahre dauern. Auch Neuanpflanzungen zum Generhalt werden allzu oft doch vom umher streichenden Ulmensplintkäfer entdeckt, die tödliche Sporenfracht im Gepäck. Bisher gibt es keine effektive Bekämpfungsmethode, Versuche mit biologischen Abwehrmaßnahmen bei denen die Fraßfeinde der Ulmensplintkäfer die Infektion verhindern sollen, waren bisher nicht erfolgreich. Als einzig taugliches Mittel gilt die rasche Schlägerung und Entfernung des Holzes.

Den Forstwissenschaftlern bleibt im Hinblick auf die Wildformen eigentlich nur die zweifelhafte Hoffnung, dass sich das Ulmensterben irgendwann “tot läuft”, weil den Ulmensplintkäfern schlicht die brutfähigen Bäume weggestorben sind. Neben dem Ulmensterben kommt noch ein neues Schadinsekt hinzu: Die Ulmenblattwespe (Aproceros leucopoda). Das Insekt befällt alle heimischen Ulmenarten, unabhängig von Alter und Standort.

Ulme: Leider nicht zukunftsfit

Die Ulme ist wüchsig und produziert wertvolles Holz. Angesichts der Forstschutzprobleme mit der Ulmenwelke kann aber keine Empfehlung für den Ulmenanbau gegeben werden. Anders als bei der Esche gibt es keine Ulmen, die gegenüber der Ulmenwelke resistent sind. Da auch Jungbestände vom Befall bedroht sind, taugt die Ulme derzeit nicht als Mischbaumart im Klimawandel.

Mischwald
Produktive und standortstaugliche Mischwälder sind das Ziel des Waldumbaus. Dafür müssen aber die beteiligten Baumarten ihrerseits vital sein.

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