Die Durchforstung ist alternativlos um stabile und produktive Bestände heranzuziehen. Lesen Sie hier worauf Sie dabei achten müssen.
Ein erheblicher Teil des hohen Vorrats im Kleinwald ist darauf zurückzuführen, das zigtausende ha an Waldfläche zu dicht bestockt sind und eine Durchforstung dringend notwendig wäre, in vielen Fällen sogar schon vor Jahren durchgeführt werden hätte sollen. Im Laubholz führen ungepflegte Bestände vor allem zu einem wirtschaftlichen Verlust: Bäume mit guter Qualität werden von Konkurrenten bedrängt, die wegen ihrer schlechten Qualität nur geringe Holzpreise erzielen werden. Daher wäre es wichtig, diese Bedränger frühzeitig aus dem Bestand ausscheiden zu lassen und die Bäume mit besseren Holzqualitäten zu fördern. Im Nadelwald wirkt sich die mangelnde Pflege noch verheerender aus: denn es wachsen instabile Bestände heran, die früher oder später Opfer von Windwurf und Borkenkäfer werden.
Das Kriterium eines stabilen und wüchsigen Baums ist eine kräftige und gesunde Krone. Die Kronenlänge sollte zwischen einem Drittel und der Hälfte der Baumhöhe liegen. Kleinkronige Bäume sind nicht nur instabiler sondern auch weniger produktiv: Je kleiner die Krone, desto geringer ist der Zuwachs. Gerade in Fichtenreinbeständen, die ohnehin schon wesentlich instabiler sind als Tannen- oder Kiefernbestände, vergessen die Waldbesitzer häufig auf die Durchforstung. Entschließt man sich als Waldbesitzer zur Fichtenmonokultur, dann muss die Stabilität des einzelnen Baumes gesorgt werden, ansonsten ist eine Kalamität nur eine Frage der Zeit. Im Gegensatz zu Laubbaumarten sind Nadelbäume nicht mehr in der Lage abgestorbene Äste neu auszubilden. Deshalb ist es auch so wichtig, möglichst früh zu durchforsten und somit die Bildung einer großen Krone zu ermöglichen. Sind große Teile der Krone durch den Dichtstand bereits abgestorben, kann sich die Krone nur noch durch das Höhenwachstum vergrößern.
1) Früh übt sich
Bereits im stammzahlreichem Dickungsstadium muss gepflegt werden: dabei beschränkt sich die Pflege aber vornehmlich darauf die vorwüchsigen Individuen aus dem Bestand ausscheiden zu lassen. Unbedingt muss der Dichtstand erhalten bleiben damit die Astreinigung erfolgt. Sind die ersten 6 – 8 m astfrei, gilt es zu durchforsten: qualitativ schlechte und kranke Bäume scheiden aus wobei vor allem diese entnommen werden sollen, die die zukünftigen Z-Bäume bedrängen.
2) Häufig aber mäßig nutzen
Aus wirtschaftlicher Sicht ist es natürlich am besten, einmal eine starke Durchforstung durchzuführen, um die Holzerntekosten gering zu halten und gleichzeitig eine große Menge Holz vermarkten zu können. Aus waldbaulicher Sicht sind starke Durchforstungen vor allem in jungen Beständen eher kontraproduktiv: vor allem die Bestandesstabilität wird gestört, häufig sind Schneebruch und/oder Windwurf die Folge von zu starken Durchforstungen. Daher sollen häufig aber nur schwach durchforstet werden, besser 3 mal 10 % der Stammzahl entnehmen als einmal 30 %.
3) Keine schematischen Durchforstungen
Immer noch gibt es in vielen Waldwirtschaftsplänen die Vorgabe im Alter XX die erste Durchforstung durchzuführen und im Alter XY die nächste. Solche Planungen geben zwar eine gewisse Orientierung für Förster und Waldbesitzer, aber auf die echte Bestandesentwicklung in der Natur nehmen sie keine Rücksicht. Daher soll eine Durchforstung nicht bei einem fixem Alter stattfinden, sondern dann wenn sie notwendig ist. Wie schon erwähnt soll die Erstdurchforstung erfolgen, wenn das Erdbloch, also die ersten 6 – 8 Meter, astfrei ist. Ziel ist es die besten Individuen freizustellen und deren Kronen eine optimale Entwicklung zu gewährleisten. Zu welchem Zeitpunkt die Konkurrenz wieder so groß wird, dass die Kronen der Z-Bäume bedrängt werden, kann niemand wirklich vorhersagen: möglicherweise kommen einige trockene Jahre wo es kaum Wachstum im Bestand gibt. Umgekehrt kann der Bestand durch die Erstdurchforstung aber so einen Wachstumsschub erhalten, dass die Folgedurchforstung nur einige Jahre später nötig wird. Als Referenz WANN durchforstet werden soll sind die Kronen selbst der Indikator: Beginnen sich die Triebspitzen zu berühren, oder überlappen sie sich bereits, dann ist es Zeit für die nächste Durchforstung. Ob dies nach 7, 12 oder 15 Jahren passiert ist unerheblich: die Natur hält sich weder an Forsteinrichtungen noch an Einschlagsplanungen.