Zwergschnäpper, Halsbandschnäpper, Trauerschnäpper und Grauschnäpper – sie alle gehören zu den spät heimkehrenden Zugvogelarten, die dieser Tage als letzte in den heimischen Wäldern ankommen. Den Winter haben sie in wärmeren Gefilden im Süden Asiens verbracht. Nach tausenden Kilometern Vogel-Flug begeben sie sich nun auf die Suche nach geeigneten Brutplätzen, um für Nachwuchs im Wald zu sorgen. „Als Höhlenbrüter müssen Schnäpper nun mit jenen Baumhöhlen vorliebnehmen, die von früher brütenden Arten wie Kohlmeise oder Kleiber noch nicht besetzt sind“, erklärt Gábor Wichmann, Geschäftsführer der Vogelschutzorganisation BirdLife Österreich und fährt fort: „Der Zwergschnäpper ist dabei besonders auf Schutzmaßnahmen angewiesen, da sein Bestand als eine der wenigen Waldvogelarten abnimmt.“ Ein ausreichendes Angebot an Nistplätzen in alten und totholzreichen Wäldern bilden die Basis einer erfolgreichen Brutsaison. Als größter Waldbesitzer des Landes engagieren sich die Österreichischen Bundesforste (ÖBf) seit mehr als 10 Jahren in enger Kooperation mit BirdLife für mehr Vogelvielfalt. „Wir wollen den Lebensraum für Waldvögel in unseren Wäldern erhalten, verbessern und erweitern. So sorgen wir dafür, dass heute bereits seltene Arten bei uns auch in Zukunft heimisch bleiben“, so Rudolf Freidhager, ÖBf-Vorstand für Forstwirtschaft und Naturschutz.
Schnäpper sind den meisten Menschen unbekannt, schließlich leben sie eher versteckt in Österreichs Wäldern. Ihren Namen verdanken die etwa 10 bis 13 cm großen Vögel der Flugjagd, auf der sie geschickt nach Insekten schnappen. Der seltene Zwergschnäpper ist ein kleiner, rundlicher Vogel mit spitzem Schnabel, der nicht wie die meisten Zugvögel in Afrika, sondern in Pakistan oder Indien überwintert. Da seine Strecke aus dem asiatischen Winterquartier länger ist, als die der meisten anderen Zugvögel, kommt er später bei uns an. Jetzt aber ist sein feiner, hüpfender Gesang mit wehmütig abfallendem Ende auch in den heimischen Wäldern zu hören („sipsipsipsip_zi_za_zi_za_düh_düh_düh_düh“). Von den insgesamt vier Schnäpper-Arten, die in Österreich brüten, ist der Grauschnäpper in ganz Österreich zu finden. Zwergschnäpper und Halsbandschnäpper haben ihren Verbreitungsschwerpunkt im Osten, und der Trauerschnäpper bevorzugt die Wälder in den Nordalpen.
Baum-Riesen und Totholz für mehr Vogelvielfalt
Da der Zwergschnäpper sein Nest in Nischen, Halbhöhlen oder Höhlen in ausgefaulten Astlöchern oder in Baumstämmen baut, ist er auf alt- und totholzreiche Laub- und Mischwälder angewiesen. Er bevorzugt die lichten Buchen- und Buchenmischwälder der Alpennordseite mit hohem Kronendach, um dort Insekten im Flug oder von Blättern absammelnd zu erbeuten. „Wir bewirtschaften unsere Wälder naturnah und nachhaltig. Bei der Holzernte belassen wir gezielt Totholz und so genannte Biotopbäume als Lebensraum für Waldvögel im Wald“, sagt Freidhager. Biotopbäume sind weit über 100 Jahre alte Buchen, Eichen oder Tannen, aber auch seltene Baumarten wie Ebereschen, Bergahorne oder Schwarzpappeln und von hoher Bedeutung für den Vogelschutz. „Abgestorbene Bäume sind das Ergebnis eines natürlichen Prozesses. Werden sie entnommen, verlieren die Schnäpper und viele andere Arten des Waldes ihren Lebensraum“, weiß Wichmann. „Der Erhalt jener strukturreichen Altbestände ist eine Grundvoraussetzung für das Leben und Überleben der heimischen Waldvögel.“
500 Vogelinseln in Bundesforste-Wäldern
Darüber hinaus weisen die Bundesforste in einer gemeinsamen Naturschutzinitiative mit BirdLife bis 2020 österreichweit knapp 500 Vogelinseln zur Förderung der Artenvielfalt aus. Diese bis zu 10 Hektar großen Waldgebiete finden sich in allen 120 ÖBf-Revieren und zeichnen sich durch alte, groß dimensionierte Baumbestände sowie ausreichend abgestorbenes Holz aus. Die Inseln werden ganz der Natur und ihren Bewohnern überlassen, die Bundesforste verzichten bewusst auf forstliche Nutzung. „Durch dieses Gesamtpaket an Schutzmaßnahmen hoffen wir, dass sich die Waldvogel-Populationen weiterhin gut entwickeln und sich auch gefährdete Arten langfristig erholen werden“, so Freidhager und Wichmann abschließend.