• Home
  • /
  • Jungbestandspflege

Jungbestandspflege

Mit der Jungbestandspflege wird bereits früh für Vitalität und Qualität gesorgt. Foto: Landpixel

Jungbestände werden von Waldbesitzern oft stiefmütterlich behandelt. Es gibt eine Reihe von Gründen, warum man sich als Waldbesitzer nur schwer für die Pflege eines heranwachsenden Bestandes motivieren kann. So ist das Begehen einer Dickung, in der sich einige tausend Bäumchen am Hektar drängen, alles andere als ein Vergnügen. Stockt der Bestand auf einem Steilhang, wird es überhaupt schweißtreibend. Der Holzertrag bei solchen Eingriffen ist ebenfalls gering.

Warum pflegen?

Die Arbeitsumstände sind also unerfreulich. Auch erscheint es auf den ersten Blick nicht so, als müsse man als Waldbesitzer unbedingt handeln. Die jungen Bäume sind ja wüchsig und streben in die Kronenschicht des Altbestandes. Warum also nicht ein wenig Vertrauen in die Natur haben und den Bestand sich selbst überlassen? Weil in diesem Stadium die weitere Entwicklung des Bestandes stark beeinflusst werden kann. Sowohl Qualität als auch Stabilität werden bereits in diesem frühen Bestandsalter bestimmt. Fehler können in späteren Jahren nur noch schwer oder gar nicht mehr behoben werden.

Rechtzeitig handeln

Eine Pflegemaßnahme vom Bestandsalter abhängig zu machen, ist zu ungenau. Will der Waldbesitzer seinen Bestand in jungen Jahren pflegen, so muss er sich an den Baumhöhen orientieren, um den richtigen Zeitpunkt der Pflege zu bestimmen. Der richtige Zeitpunkt für die Jungbestandspflege ist erreicht, wenn die herrschenden Bäume eine Höhe zwischen 4 und 12 m haben. Die Eingriffe sollten alle 3 bis 5 Jahre wiederholt werden, bis die Bäume zum Stangenholz (Durchmesser über 20 cm) heranwachsen.

Der Fehler der mangelnden Pflege kann mit zunehmenden Bestandesalter nur noch schwer ausgeglichen werden. Foto: Robert Videki

Pflegeziele

Bevor Pflegeziele bestimmt werden, muss der Bestand zunächst grob nach den vorkommenden Baumarten und deren Anteilen eingeschätzt werden. Auch die eigenen Wünsche und Absichten des Waldbesitzers fließen hier ein, wie etwa, ob der Nadelholzanteil erhalten oder verringert werden soll.

Die wichtigsten Pflegeziele sind:

  • Vitalität der Bäume und damit die Stabilität des Bestands verbessern
  • Qualität steigern
  • Standortsgemäße, klimatolerante Baumartenmischung sichern
  • Weichlaubholz (Birke, Eberesche, Salweide) erhalten

Im Naturwald gibt es keine fixen Mischungsanteile. Welche Baumarten den Bestand dominieren, hängt von vielen, oft zufälligen Faktoren ab. Deshalb sollten die Anteile von Baumarten flexibel angesetzt werden. Nur bei unerwünschten Baumarten macht es Sinn, eine fixe Obergrenze festzulegen.

Der Spacer – das ideale Tool für die Jungwuchspflege. Mit Klick aufs Bild zum Webshop.

Unterschiede Laub-…

In Laubholzbeständen ist es vor allem wichtig, den Dichtstand zu erhalten. Die Astreinigung, die über die Holzqualität des Baumes entscheidet, passiert nur, wenn die Bäume dicht an dicht nebeneinander wachsen. Es gilt: Dickung muss Dickung bleiben. Daher wird auch nicht die Stammzahl reduziert, sondern nur einzelne Stämme entnommen. Aus dem Bestand ausscheiden sollen vorwüchsige Grobformen (Protzen) sowie beschädigte Bäume und Zwiesel. Ist die Qualität bei vielen Bäumen schlecht, sollte vorsichtig begonnen werden, die Stämme mit zufriedenstellender Qualität zu fördern. Als Faustzahl gilt: pro 100 m² maximal zwei Bäume entfernen.

…und Nadelholz

Ein Grund, warum Nadelholz sich bei Waldbesitzern großer Beliebtheit erfreut, ist der im Vergleich geringere Pflegeaufwand in Dickungen. In der Regel ist es nicht notwendig, einzugreifen. Gefördert werden sollte aber Laubholz sowie Tannen, falls vorhanden. Auch wenn der Pflegebedarf im Dickungsalter gering ist, so muss die Erstdurchforstung rasch und konsequent erfolgen. Im Gegensatz zu Laubbäumen sind die heimischen Nadelbäume nicht in der Lage, abgestorbene Äste zu ersetzen. Das Resultat mangelnder Pflege sind zu kurze Kronen. Eine ausreichende Kronenlänge (min. 1/3 der Baumhöhe) ist aber notwendig für Stabilität und Zuwachs.

Feinerschließung

Bevor mit dem Eingriff begonnen wird, ist zu entscheiden, ob das anfallende Holz aufgearbeitet und aus dem Bestand gerückt werden soll. Ist man als Waldbesitzer in der Lage, das Holz selbst als Brennholz zu verwenden, spricht nichts gegen die Aufarbeitung. Will man das anfallende Holz als Biomasse oder Brennholz verkaufen, wird dies nur bei größeren Beständen wirtschaftlich sein (etwa ab 0,5 ha Bestandsfläche). In größeren Beständen ist dann auch die Anlage einer Rückegasse notwendig. Durch die Anlage einer Rückegasse erhöht sich insgesamt die Holzmenge. Der übliche Gassenabstand liegt bei 30 m, die Gassenbreite bei 4 m.

Auszeigen

Da innerhalb der Dickung die Sicht sehr beschränkt ist, ist eine schematische Vorgehensweise nötig.

  • Man beginnt die Auszeige an der Bestandsgrenze und bewegt sich entlang dieser.
  • Ist man an der oberen Bestandsgrenze angekommen, bewegt man sich etwa 5 m in das Bestandsinnere und geht in Richtung der unteren Bestandsgrenze. Dieses Schema setzt man für den gesamten Bestand fort.
  • Pro Hektar bleibt man an bis zu 100 Punkten stehen und kontrolliert den Bestand hinsichtlich Vitalität, Qualität und Mischungsverhältnis. Bäume, die nicht den Pflegezielen entsprechen, werden ausgezeigt. Am besten eignet sich die Markierung durch Papierfarbbänder.

Für die Auszeige muss mit 3 bis 5 Stunden Arbeitszeit pro Hektar gerechnet werden.

Ringeln oder Motorsäge?

Die Bäume, die aus dem Bestand ausscheiden, können entweder mit der Motorsäge gefällt werden, oder durch händische Methoden, wie etwa Ringeln, zum Absterben gebracht werden. Für den Einsatz der Motorsäge spricht die rasche Fällung. Ringeln mit einem Ringeleisen oder einer Fahrradkette kann mitunter sehr zeitaufwendig sein. Viele Baumarten sind in der Lage, Ringelschäden zu überleben. Das Resultat eines schlecht geringelten Baumes ist ein Baum, der einen massiven Holzschaden aufweist. Ringeln sollte daher nur in sehr kleinen Beständen durchgeführt werden, wo nur wenige Bäume zu entfernen sind.