Jeder kann Erste Hilfe leisten! Aber traut es sich im Ernstfall auch jeder zu? Aus Unsicherheit wagen es viele Menschen im Notfall nicht, Erste Hilfe zu leisten. Im land- und forstwirtschaftlichen Bereich ist der Ersthelfer sehr oft auf sich alleine gestellt. Schnelles und sicheres Handeln hilft, Verletzungsfolgen zu lindern oder sogar Leben zu retten. Die Aufgabe des Ersthelfers besteht darin, den Notruf abzusetzen und den Verletzten bis zum Eintreffen der Rettungskräfte zu versorgen. Motiviert durch die gute Ausbildung weiß der Ersthelfer, dass der Schaden bereits eingetreten ist. Jede Versorgung kann die Lage nur verbessern bzw. die Zeit bis zum Eintreffen der Rettungskräfte überbrücken. Ersthelfer können sich am leichtesten an Leitsymptomen orientieren. Offensichtliche Verletzungen wie Blutungen oder Schwellungen stechen natürlich zuerst ins Auge. Wichtig ist es aber, Lebenszeichen festzustellen. Ist der Verletzte bei Bewusstsein? Ist eine normale Atmung feststellbar? Dem erkennbaren Verletzungs- bzw. Erkrankungsmuster folgend sind einfache Maßnahmen zu setzen. Das Mindeste, was ein Ersthelfer tun muss, ist, einen Notruf abzusetzen. Zunächst muss bei aller Nervosität, die ein Unfall mit sich bringt, eine Notrufnummer gewählt werden. Um Verwirrungen zu vermeiden, bietet sich der EURONOTRUF 112 an. Bei Mobiltelefonen lässt sich die Verbindung mit dieser Notrufnummer leichter herstellen. Die Notrufzentrale ist auf die Aussagen des Ersthelfers angewiesen. Je präziser die Beschreibung der Unfallsituation, umso schneller und effizienter kann geholfen werden.
Forstliche Rettungspunkte sind definierte Orte im Wald, die mithilfe von Koordinatenangaben Treffpunkte beschreiben. Im Falle eines Unfalls können diese Treffpunkte bei der Kommunikation des Verunfallten bzw. eines Helfers mit dem Rettungsdienst genutzt werden, um das Auffinden des Unfallortes zu erleichtern. Die Ausweisung der Koordinatentreffpunkte kann mit fest im Wald montierten Schildern oder virtuell, d.h. als reine Koordinatenangabe erfolgen. Rettungspunkte mindern kein Unfallrisiko, sondern dienen vor allem ortsunkundigen Personen der besseren Orientierung und Beschreibung Ihres Standortes im Wald. Geschaffen wurden forstliche Rettungspunkte im Rahmen der „Rettungskette Forst“. Die Rettungskette Forst beschreibt die Maßnahmen und Schritte vom Beginn der ersten Hilfe bis zur Versorgung durch die Rettungsdienste.
Nachfolgend die Empfehlungen des Roten Kreuz für Forstunfälle:
Bevor gehandelt wird, soll sich der Ersthelfer beruhigen und dann die Situation vor Ort beurteilen. Damit soll geklärt werden, was passiert ist und wer verletzt ist. Eventuelle vorhandene Restrisiken wie hängende Bäume oder abrollende Stämme sollen wahrgenommen werden. Ist die Situation zu gefährlich für den Ersthelfer, ist die Erste Hilfe zu unterlassen! Es gilt: Eigenschutz vor Fremdschutz!
Ist der Unfallort für den Ersthelfer begehbar, soll in folgender Reihenfolge gehandelt werden:
- Absichern
- Retten
- Alarmieren
- Erste Hilfe leisten
Bei der Alarmierung wird durch den Notruf die Einsatzzentrale über den Unfall informiert. Wesentlich ist dabei, dass möglichst viele – relevante – Informationen an die Einsatzzentrale übermittelt werden.
Wer meldet?
Name und Telefonnummer bekannt geben
Was ist passiert?
Forstunfall
Art der Verletzung
Zustand des Verletzten
Wo ist der Unfallort?
Wurde vor Arbeitsbeginn festgelegt durch Koordinaten (GIS, GPS, Smartphones,
Navigationsgerät)
Festgelegte Hubschrauber-Landeplätze
Referenzmeldung (z. B. „100 m nördlich der Pfarrerhütte in 1.200 m Seehöhe“)
Revierkarte oder ÖK50 mit Bundesmeldenetz
Sonstige Hinweise für Einsatzkräfte
Zufahrtswege, Straßenbeschaffenheit (z. B. Schranken, Schneeketten, Gegenverkehr)
Festes Schuhwerk
Hinweise für Hubschrauber
Wetter (z. B. Sicht, Wind, Föhn)
Seile, Stromleitungen, Funkmasten, stark rauchendes Signalfeuer