Mit zunehmendem Alter differenzieren sich die Eigenschaften der einzelnen Bäume im Bestand immer deutlicher heraus. Ist es in den enorm stammzahlreichen Bestandsstadium der Dickung (mit weit mehr als 1.000 Individuen pro Hektar) schwierig, sich auf die Eigenschaft des Einzelbaumes zu konzentrieren, fällt dies mit zunehmendem Alter leichter. Im Stangenholzstadium (ab einer Bestandshöhe von 2 m und einem Durchmesser von 7 cm) sind so früh wie möglich die besten Bestandsmitglieder, sogenannte Zukunftsbäume oder auch Z-Bäume, in ihrem Wachstum zu fördern, und zwar indem
- Bäume mit schlechten Eigenschaften wie kurzen Kronen, Schäden an Wurzeln oder Stamm, und Zwiesel aus dem Bestand ausscheiden.
- Bäume, die Z-Bäume bedrängen, aus dem Bestand ausscheiden.
Als Bedränger von Z-Bäumen kommen aber nur solche in Betracht, die direkter Nachbar zu einem Z-Baum sind und dessen Krone mit ihrem eigenen Blattwerk bedrängen. Neben den Z-Bäumen sind auch noch sogenannte Intermediäre oder Z2-Bäume zu nennen, die nicht die ausgezeichneten Eigenschaften eines Z-Baumes haben, aber keinen Z-Baum bedrängen und auch keine negativen Eigenschaften aufweisen.
Der Bestand besteht also aus
- Z-Bäumen, die über gute bis sehr gute Wuchseigenschaften verfügen
- Bedrängern, welche die Entwicklung der Z-Bäume behindern
- Z2-Bäumen, die über durchschnittliche Wachstumseigenschaften verfügen
- Negativbäumen, die aufgrund diverser Eigenschaften (Schäden, Kronenverlichtung) ausscheiden müssen
Die typischen Merkmale eines Z-Baumes sind:
- Stamm ohne Fehler wie Astigkeit, Drehwuchs, Zwiesel
- Keine Wurzelbeschädigungen
- Keine Rindenschäden
- Gut ausgebildete Krone (min. 30 % der Baumlänge)
- Vorherrschende Stellung im Bestand
Um diese Bäume zu fördern, sollen mögliche Konkurrenten entfernt werden. Allerdings ist nicht jeder Baum, der in der Nähe eines Z-Baums steht, ein tatsächlicher Konkurrent. Bäume, die nicht in die Krone oder nur bis in den unteren Teil der Krone eines Z-Baums drängen, stellen keine Konkurrenz dar und können daher im Bestand verbleiben. Der Zweck der Auslesedurchforstung liegt darin, das vorhandene potentielle Bestandswachstum auf die besten Bäume zu konzentrieren. Gleichzeitig soll durch die laufende Pflege die Bestandsstabilität hoch gehalten werden, indem einerseits kränkliche und schwache Bestandsmitglieder ausscheiden und andererseits vielversprechende, wüchsige Bäume in ihrem Wachstum noch gefördert werden, indem mögliche Bedränger entfernt werden und somit der Konkurrenzdruck verringert wird.
Ähnlich wie bei der Konkurrenzregulierung sollten die Eingriffe häufig, aber mit nur mäßiger Intensität erfolgen. Zu starke Eingriffe bringen die Gefahr mit sich, dass das milde Waldinnenklima zerstört wird und ein Freiflächenklima mit all seinen Nachteilen (starker Temperaturwechsel zwischen Tag und Nacht, Gefahr des Sonnenbrandes, wuchernde Bodenvegetation) entsteht. Als Faustregel gilt eine Obergrenze von 30 % der Stammzahl, die pro Eingriff maximal entnommen werden darf, idealerweise sollte die Anzahl pro Eingriff darunter liegen. Wie bereits erwähnt soll die Frequenz der Eingriffe häufig, dafür aber nur in geringer Intensität erfolgen. Je jünger der Bestand ist, desto häufiger sollen die Eingriffe erfolgen, da die Bäume in jungen Jahren rascher die Bestandslücken schließen, mit zunehmendem Alter sinkt auch die Wuchskraft und die Fähigkeit, offene Bestandslücken zu schließen – diese werden nach wie vor zwar genutzt, aber weitaus langsamer als in Jungbeständen.
Lange Zeit war es üblich, nur die Z-Bäume im Bestand auszuzeigen. Der Nachteil dieser Methode ist aber der hohe Arbeitsaufwand, da nahezu jeder Baum auf seine Tauglichkeit als Z-Baum überprüft werden muss. Oft ist man bei der Auszeige auch zu zögerlich, einem Baum tatsächlich den Rang eines Z-Baums zu verleihen. Der größte Nachteil der Z-Baum-Methode ist aber, dass man kommende Ereignisse nicht vorhersehen kann und nicht weiß, ob der auserwählte Z-Baum in den kommenden Jahrzehnten nicht doch Opfer von Wind, Käfer, Schnee oder Blitzschlag wird.
Daher erscheint es praktikabler, die Bäume auszuwählen, die aus dem Bestand ausscheiden sollen da sie über eine schlechte Qualität verfügen. Eine schlechte Qualität äußert sich durch:
- Kleine oder unvollständig ausgebildete Kronen (weniger als 20 % der Baumlänge)
- Fehler wie Drehwuchs, Astigkeit, Zwieselbildung
- Offene Verletzungen von Rinde oder Wurzeln
- Schlechtes Verhältnis von Höhe/Durchmesser
Gerade bei der Erstdurchforstung sollte man sich auf die Negativauslese konzentrieren, in späteren Folgedurchforstungen kann dann vermehrt der Fokus auf die Förderung von Z-Bäumen gelegt werden. Bei der Auszeige sollte man sich nicht an starren Vorgaben orientieren. Weder ist es förderlich, eine Mindestanzahl von Z-Bäumen zu definieren, noch, eine bestimmte Mischungsregulierung verschiedener Baumarten vorzugeben. In stark ungepflegten Beständen kann es durchaus passieren, dass nur noch 50 Z-Bäume pro Hektar verbleiben. Ebenso sind die Mischungsverhältnisse im Naturwald von vielen verschiedenen Faktoren (Kleinklima, Samenverfügbarkeit verschiedener Baumarten, Vorhandensein von Parasiten und Schädlingen, Witterung) abhängig. Eine fixe Vorgabe, dass ein Bestand z. B. zu 50 % aus Fichte, zu 30 % aus Tanne und zu 20 % aus Buche bestehen muss, ist eine gedankliche Vorwegnahme der Realität. In der modernen Waldwirtschaft werden Bestände nicht mehr „erzogen“, vielmehr wird das Potential der Natur erkannt und genutzt.