Die Holzernte auf Steilhängen bleibt nach wie vor anspruchsvoll. Die technischen Entwicklungen der letzten Jahre haben eine ganze Reihe von möglichen Ernteverfahren produziert.
Gebirgswald muss nicht unbedingt Steilhang bedeuten: auch auf Seehöhen über 1.000 m stocken Wälder, die sich mit Forsttraktor und Krananhänger bewirtschaften lassen. Auf dem überwiegenden Teil der Gebirgswälder ist aber der Einsatz des Seilkrans nötig. Damit dieser überhaupt zum Einsatz kommen kann ist eine Basiserschließung durch Forststraßen nötig. Der Einsatz eines Seilkrans verursacht hohe Kosten: anders als Krananhänger oder Forwarder werden für den Seilkran ein bis zwei Stunden zum Aufbau gebraucht. Die Holzrückung per Seilkran ist aber zugleich die bestandesschonendste Methode, denn der Waldboden wird dabei nicht beeinträchtigt. Beim Seilkraneinsatz sollte möglichst viel Holz anfallen, damit sich die hohen Kosten rentieren.
Problematisch war lange Zeit die Holzernte in Stangenholzbeständen, da die Holzmengen häufig zu gering sind um die hohen Erntekosten gänzlich abzudecken. In Beständen mit Baumdurchmesser kleiner 40 cm ist der Harvester der Leistung von Forstarbeitern weit überlegen. Einige Harvestermodelle sind auch in der Lage Hangneigungen bis zu 60 % zu befahren, für Forwarder waren solche Hanglagen aber unerreichbar. Mit dem Einzug der Traktionsseilwinden (ist es nun aber auch für Forwarder möglich auf Steilhängen eingesetzt zu werden. Bei solchen Einsätzen ist aber zu beachten, dass der Forwarder nicht abgeseilt wird, sondern die Seilwinde nur unterstützend wirkt. Auch wenn dadurch die Holzerntekosten gesenkt werden können, der Einsatz ist aber nicht ganz unumstritten, manche Forstleute sehen darin eine Gefährdung des Waldbodens.
Verfahren | Einsatzbereich | Verfahrensablauf | Pfleglichkeit | Ergonomie | Wirtschaftlichkeit |
Motormanuelles Fällen / Rücken mit Forstschlepper | Bis 35 % Hangneigung, Rückewege erforderlich, auch bei geringem Hiebsanfall einsetzbar | Fällung motormanuell im Bestand, zeitlich versetztes Beiseilen mittels Seilschlepper vom Rückeweg (Forststraße) aus | Gefahr der Fahrspurbildung, Schäden durch schräg zur Fallrichtung gezogenes Holz, pfleglich wenn sich die Befahrung auf die Rückegasse beschränkt | Gefährdung durch abrollende Stämme, Kipp- und Abrutschgefahr für Schlepper, körperlich schwere Arbeit | Ist eine ausreichende Erschließung vorhanden ein kostengünstiges Verfahren das sich vor allem für den Kleinwald eignet |
Motormanuelles Fällen / Bringung mit Seilkran | Hangneigung von bis zu 140 %, Basiserschliessung durch Forststraßen muss gegeben sein (Standort für den Seilkran), Hiebsanfall min. 200 fm bei Kurzstrecken, 500 fm bei Langstreckenprojekt | Fällung motormanuell, Fällordnung spitzwinkelig zur Seiltrasse | Bodenschonendes Verfahren, Schleifschäden bei Langholztransport, Bestandesschäden entlang der Seiliinie | Gefährdung der Waldarbeiter wie oben, Funkfernsteuerung unbedingt notwendig um die Sicherheit beim Seilen zu gewährleiten, körperlich anstrengend | Effizientes Verfahren wenn die Seillänge optimal ausgenutzt wird und eine Mindestmenge an Holz geerntet wird |
Motormanuelles Fällen/ Bringung mit Seilkran / Aufarbeitung Prozessor | Hangneigung von bis zu 140 %, Basiserschliessung durch Forststraßen muss gegeben sein, Gesamtkosten höher als oben, daher pro Trasse min. 100 fm | Fällung motormanuell, Bringung durch Seilkran, Aufarbeitung und Polterung durch Prozessor | Bodenschonendes Verfahren, Schleifschäden bei Langholztransport, Bestandesschäden entlang der Seiliinie | Körperlich schwere Arbeit bei Fällung und Seilkranmontage, sichere Aufarbeitung durch Harvester | Abhängig von der Durchmesserverteilung des zu erntenden Bestandes ist eine hohe Leistung möglich, allerdings stehen hohe Systemkosten gegenüber |
Motormanuelle Fällung / Bringung mit Gebirgsharvester | Hangneigung je nach Seiltechnik zwischen 100 und 140 %, Vollbaumnutzung, hohe Systemkosten daher nur Nutzungen geeignet wo viel Holz geerntet wird | Fällung motormanuell,
Bringung durch Seilkran, Aufarbeitung durch am Seilkran integriertem Harvester |
Keine Bodenschäden, pflegliches Verfahren, Schäden nur an Trassenbäumen | Seilkranmontage und Anhängearbeit körperlich sehr anstrengend, sicheres Fällen und sichere Aufarbeitung wegen Seilkrannutzung | Bei entsprechender Auslastung sind hohe Leistungswerte erzielbar, fällt zuwenig Holz an kann die Nutzung unwirtschaftlich werden aufgrund der hohen Systemkosten |
Fällung Raupenharvester / Bringung mit Seilkran | Hangneigung bis zu 65 %, ausgeglichenes Relief ohne Felsblöcke notwendig sowie hohe Holzmenge | Fällung und Aufarbeitung durch Raupenharvester auf Rückegasse, zeitliche versetzte Bringung durch Seilkran | Raupenfahrwerke verdichten den Boden weniger als Radfahrzeuge, Bodenverwundung beim Lenken, Wurzelschäden durch Ketten, bedingt pflegliches Verfahren | Sicheres Fällen und Aufarbeiten durch Harvestereinsatz, Seilkranmontage ist körperlich anstrengend ebenso wie die Anhängearbeit | Die Vorkonzentration durch den Harvester erhöht die Leistung des Seilkrans. Derzeit wirtschaftliches Verfahren wenn die Befahrbarkeit mit dem Raupenharvester gegeben ist. |
Fällung Harvester/Rückung Forwarder/Unterstützung durch Traktionshilfswinde | Bis zu 65 % | Fällung und Aufarbeitung durch den Harvester, Rückung durch den mit der Traktionsseilwinde abgesicherten Forwarder | Bodenverwundung beim Transport der Last, Wurzelschäden, bei unaufmerksamer Beladung des Forwarders auch Schäden am verbleibenden Bestand | Sicheres Arbeiten durch vollmechanisierte Holzernte, daher auch geeignet für Aufarbeitung von Schadensflächen im Gebirge | Ermöglicht auch die wirtschaftliche Ernte von Stangenholzbeständen im Gebirge, pflegliche Arbeit ist aber entscheidend für den Erfolg des Einsatzes. |
Motormanuelle Fällung / Hubschrauberbringung | Hangneigung unbedeutend für die Bringung, Vollbaumnutzung in erschlossenen Gebieten | Motormanuelle Fällung, Bringung zeitlich versetzt durch Hubschrauber, Aufarbeitung am Landeplatz durch Harvester oder Prozessor | Keinerlei Beeinflußung des Bodens, sehr pflegliches Ernteverfahren | Hohe Unfallgefahr beim Ein- und Ausklinken der Last, körperlich schwere Arbeit beim Anhängen, hohe mentale Belastung für den Piloten, stabile Witterung unbedingt notwendig | Verfahren mit den höchsten Kosten, bei unerschlossenen Beständen mit Windwurf oder Käferholz oft einziges Ernteverfahren |
Dank dieser Tabelle erhält der Waldbesitzer eine Reihe von Entscheidungsmöglichkeiten für die Wahl des Ernteverfahrens im Gebirgswald. Holzernte im Steilgelände heißt also nicht immer automatisch Seilkran, auch wenn der Seilkran zweifellos ein wesentliches Instrument der Gebirgswaldbewirtschaftung ist und auch in Zukunft bleiben wird.