Nicht nur in Brasilien, auch im Kongobecken und in Indonesien setzt sich die Zerstörung des Regenwaldes fort. Die Zerstörung von Wald ist in vielen Ländern ein Problem, aber die Tropenwälder sind besonders wertvoll – und nicht nur deshalb unersetzlich.
Im Jahre 1950 wurde die Ausdehnung der tropischen Regenwälder auf 16 bis 17 Millionen km² geschätzt, also etwa 11 % der Landfläche der Erde. Im Jahre 1982 zeigte die Auswertung von Geländeuntersuchungen, Luftaufnahmen und Satellitenbildern, dass nur noch 9,5 Millionen km² übrig waren. Eine erneute Bestandsaufnahme im Jahre 1985 zeigte die Vernichtung einer weiteren Million km². Die Entwaldungsraten variieren deutlich zwischen den Regionen, am höchsten sind sie derzeit in Südostasien (Indonesien). In den nächsten Jahrzehnten ist aufgrund von Bevölkerungswachstum mit einer Verschärfung der Gefährdung zu rechnen.
Tropenwälder sind unersetzliche Naturschätze
Aufgrund einer Reihe von Tatsachen sind tropische Regenwälder besonders schützenswert und die Weltgemeinschaft sollte auf ihren Erhalt Wert legen.
CO2-Speicher: Tropische Regenwälder gehörten zu den produktivsten Ökosystemen der Erde und entziehen der Atmosphäre große Mengen Kohlendioxid. Zudem sind im Wald selbst ungeheure Mengen an Kohlenstoff gespeichert. Wird der Wald abgebrannt, geht nicht nur eine wichtige natürliche CO2-Senke verloren, es wird auch noch der im Holz gespeicherte Kohlenstoff in der Atmosphäre freigesetzt.
Hot-Spot der Biodiversität: Nirgends ist die Artenvielfalt an Pflanzen, Tieren und Pilzen so hoch wie in den Regenwäldern. Viele Arten sind immer noch unentdeckt. Geht die Waldzerstörung weiter wie bisher, könnten Arten noch vor ihrer Entdeckung aussterben.
Medizinschrank der Natur: So erstaunlich das klingen mag, aber eine Vielzahl von Medikamenten basiert auf Auszügen von Regenwaldpflanzen, so zum Beispiel Medikamente gegen Krebs, Malaria, Aids, Herzkrankheiten, Bronchitis, Bluthochdruck oder Tuberkulose. Auch Narkosemittel, Empfängnisverhütungsmittel, Enzyme, Abführmittel, Hormone, Hustenmittel, Antibiotika, Desinfektionsmittel und halluzinogene Substanzen gehören dazu. 70 Prozent der 3000 vom “US National Cancer Institute” identifizierten Pflanzen, die als mögliche Medikamente gegen Krebs wirksam sein können, stammen aus dem Regenwald. Dabei sind die Pflanzen nur zu einem geringen Teil untersucht.
Aufforstung kaum möglich: Tropische Regenwälder sind geprägt durch ihre Nährstoffarmut. Die Vielfalt an Lebensformen beruht auf den vielen ökologischen Nischen, die besetzt werden. In den Tropenwäldern herrscht ein extrem effizienter Nährstoffkreislauf, indem totes pflanzliches oder tierisches Gewebe sofort umgesetzt wird und wieder in den Kreislauf gebracht wird. Gemeinsam mit den hohen Niederschlägen entstehen so hochproduktive Ökosysteme. Geht der Regenwald aber verloren, geht auch der Nährstoffkreislauf verloren und das Ergebnis sind wenig produktive Strauchgebiete, die der Landwirtschaft nur wenig Ertrag bringen. Das sensible Gefüge des Tropenwaldes lässt sich aber auch nicht durch Aufforstung wiederherstellen bzw. würde es Jahrhunderte dauern bis sich ein aufgeforsteter Sekundärwald wieder in einen tropischen Regenwald verwandelt.